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Bioethanol legt Fehlstart hin

Von Dieter Friedl

Wirtschaft

Neues Werk durch hohe Weizenpreise schwer belastet. | Steuerbefreiung nicht ausverhandelt. | Wien. Was als groß angelegte Initiative zur Erreichung der österreichischen Klimaschutzziele im April dieses Jahres von der heimischen Politik angekündigt wurde hat einen kümmerlichen Start hingelegt. Rund 30 heimische Tankstellen sollten ab Anfang Oktober Superethanol für sogenannte FlexFuelFahrzeuge - sie können mit E 85 oder herkömmlichen Benzin getrieben werden - abgeben, im Jahr 2010 sollte, laut Plan, bereits jedes dritte neu zugelassene Fahrzeug für den Ethanolbetrieb gerüstet sein. Der neue Treibstoff, bestehend aus 85 Prozent Bioethanol -natürlich aus heimischer Produktion - und 15 Prozent Superbenzin sollte Österreich helfen die Klimaschutzziele zu erreichen.


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Die Realität sieht anders aus. Nur die beiden Gruppen OMV und Genol stehen - zum teil schaumgebremst - hinter der Initiative. So wie es derzeit aussieht könnte Anfang Oktober nur eine einzige Tankstelle - in Wien- Ethanoltreibstoff abgeben, vier weitere, alle unter der Marke der OMV-Tochter Avanti, sollen bis Ende November folgen. Genol hätte zwar ganz gerne zehn Tankstellen für den neuen Treibstoff bereitgestellt, hat sich aber im Dickicht behördlicher Genehmigungen verfangen. Die zuständigen Beamten wissen bisher nicht so recht, welche Auflagen sie für den Betrieb erteilen sollen, sodass der Termin Oktober schwer zu halten sein wird.

Weizenpreis seit einem Jahr verdoppelt

Superethanol kann nur am Markt reüssieren, wenn es von der Mineralölsteuer befreit wird. Das sollte ab Oktober der Fall sein, im Ministerium wird aber noch an den Bedingungen gefeilscht, vielleicht kann die Steuerbefreiung dann rückwirkend in Kraft treten.

Das Ethanol wird aus einem neuen Agrana-Werk im niederösterreichischen Pischelsdorf kommen, die Inbetriebnahme ist für Oktober geplant. Rohstoff dafür wird vor allem heimisches Getreide sein, damit wird die österreichische Bauernschaft unterstützt. Das neue Werk hat allerdings vom Start weg ein Problem und das heißt "Getreidepreis". Dieser hat sich innerhalb der letzten zwölf Monate verdoppelt, Weizen ist so teuer wie noch nie.

Das freut die Bauern, ist aber für die Betreiber des Werkes ein arge Hypothek, da kaum kostendeckend gearbeitet werden kann. Je weniger erzeugt wird, desto geringer der Verlust meinen Insider.

Das Getreide für das neue Werk wird auch nur schwer am heimischen Markt aufzutreiben sein. Vertreter der Bauernschaft meinen daher, dass im nächsten Jahr, in Anbetracht der hohen Getreidepreise, rund 60.000 Hektar Brachflächen zusätzlich mit Weizen angepflanzt werden müssten, damit dann die Versorgung von Pischelsdorf gewährleistet wäre.

Unbestritten ist, dass ab Oktober 5 Prozent Ethanol dem Benzin beigemischt werden wird - so wie seit zwei Jahren der Biodiesel.

Die hoch gelobte E 85 Superethanol-Initiative hat aber vorerst einmal einen Fehlstart hingelegt: Keine Tankstellen, die Autohersteller bleiben auf den dafür geeigneten Fahrzeugen sitzen und eine zögerliche Mineralölwirtschaft, die sich - mit wenigen Ausnahmen- vorerst einmal auf die Beobachterposition zurückgezogen hat.