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Zu große Differenz zwischen Preis von Getreide und Ethanol. | Das Werk in Pischelsdorf steckt in der Verlustzone. | Wien. Das Kapitel Bioethanol steht in Österreich derzeit unter keinem guten Stern. Um 135 Mio. Euro wurde vom zur Raiffeisen-Gruppe gehörenden Agrana-Konzern ein Werk zur Produktion von Bioethanol im niederösterreichischen Pischelsdorf auf die Beine gestellt. Man erhoffte sich damit einen sicheren Abnehmer für heimischen Weizen, Mais und Zuckerrüben.
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Darüber hinaus sollte durch die Beimischung zu Benzin und den Aufbau eines Ethanol-Tankstellennetzes ein Beitrag zur Erfüllung der CO2-Ziele Österreichs ermöglicht werden.
In der Praxis sieht es jedoch anders aus. Die Produktion in Pischelsdorf steckt in der Verlustzone und wird auf viele Jahre nicht in der Lage sein, das investierte Geld wieder hereinzuspielen. Das Werk ist für eine Kapazität von 240.000 Kubikmeter pro Jahr ausgelegt, ohne Zusatzinvestitionen können derzeit 190.000 Kubikmeter erreicht werden. Im Vorjahr wurden 100.000 m³ erzeugt, heuer sollen es 180.000 m³ werden.
Als das Werk im Herbst 2007 fertiggestellt war, wurde es nicht unmittelbar in Betrieb genommen, weil die Rohstoffkosten zu diesem Zeitpunkt zu hoch waren, der Verlust wäre zu groß gewesen. Erst im Juni 2008 lief die Produktion an.
Bis zu diesem Zeitpunkt mussten bereits Anlaufverluste in Höhe von rund 9 Mio. Euro in der Bilanz abgebucht werden. Gegen Ende des vergangenen Jahres konnte Pischelsdorf dann auf volle Auslastung hochgefahren werden, ohne dabei jedoch in die Gewinnzone zu kommen. In der Bilanz wurde ein operativer Verlust von rund 6 Mio. Euro verzeichnet.
Wunschziel für heuer ist es, keinen Verlust mehr zu machen. Inzwischen stehen einmal etwa 150 Mio. Euro zu Buche, die wieder hereingebracht werden sollten. Das Management meint, dass dieses Ziel mit einem jährlichen Gewinn von 10 Mio. Euro erreichbar wäre - das bedeutet, dass die investierten Summen im nächsten Jahrzehnt nicht verdient werden können.
Was lief falsch? Die Produktion Pischelsdorf läuft derzeit je zur Hälfte mit Mais und Weizen. Im Vorjahr lagen die Weizen- und Maispreise noch bei bis zu 220 Euro, jetzt hält man bei rund 150 Euro pro Tonne. Der Ethanolpreis reduzierte sich von etwa 640 auf 450 Euro. Damit rechnet sich das Ethanolwerk nicht. Der Weizenpreis müsste um etwa 15 Euro sinken oder der Ethanolpreis um 20 Euro steigen, damit man pari aussteigt.
Zu wenige Tankstellen
Der Aufbau eines E-85- Tankstellennetzes ist, trotz vollmundiger politischer Ankündigungen, bisher kaum vom Fleck gekommen. Derzeit gibt es 16 E-85-Tankstellen. Vor zwei Jahren hat man angekündigt, dass die Raiffeisen-Tochter Genol und die OMV je 15 Tankstellen mit E 85 ausrüsten werden. Um ein flächendeckendes Netz von 100 Tankstellen österreichweit auf die Beine zu stellen, wollte man die restlichen Mineralölfirmen in die Pflicht nehmen.
Die OMV hat sich inzwischen von diesen Plänen weitgehend entfernt und will nur mehr bei neu gebauten Tankstellen für E 85 sorgen. Genol hat sich weitgehend an seine Zusagen gehalten, die Wiener AWI-Gruppe konnte ins Boot geholt werden, die restliche Konkurrenz ist derzeit nicht an einem Ausbau interessiert.
BP-Chef Manfred Kilian sieht E 85 als mögliche Lösung, aber nicht in den kommenden Jahren.