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Biologics greifen gezielt ein

Von Christa Karas

Wissen

Neue Generation von Medikamenten macht Hoffnung. | Biotechnische Proteine gegen die "Entgleisungen". | Wien. Wenn von der Behandlung der Rheumatoiden Arthritis oder der Psorias die Rede ist, fällt neuerdings immer öfter der Begriff "Biologics". Es handelt sich dabei um die aktuellste Therapieform der beiden Erkrankungen, von denen im Durchschnitt bis zu drei Prozent der Bevölkerung Nordeuropas betroffen sind. Unter Rheumatoider Arthritis (Chronische Polyarthritis) leiden Frauen dreimal so häufig wie Männer, bei der Schuppenflechte sind es gleich viele Männer wie Frauen. In beiden Fällen handelt es sich um entzündliche Erkrankungen, und das körpereigene Immunsystem gilt als ihr Haupteinflussfaktor.


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Bei Psoriasis reagiert das Immunsystem wahrscheinlich viel zu stark auf Einflüsse von außen wie etwa eine bakterielle Infektion und bleibt auch dann noch aktiv, wenn der Eindringling längst beseitigt ist. Das Immunsystem richtet sich dann gegen sich selbst. "Hier begünstigt die übertriebene Reaktion des Immunsystems die Entwicklung des charakteristisch stark schuppenden Hautausschlags", so Professor Christopher Griffiths von der University of Manchester in Großbritannien.

Viel mehr als eine Hautkrankheit

Stark schuppende Stellen sind die typischen Merkmale von Psoriasis. Sie treten vor allem an Ellbogen, Knien, Kopfhaut und Rücken auf, zum Teil jucken sie. Psoriasis ist jedoch viel mehr als eine Hauterkrankung: Oft sind schmerzhafte Entzündungen der Gelenke (Psoriasis-Arthritis) mit Veränderungen der Nägel zu beobachten. Vielfach leiden Betroffene auch unter dem psychischen Stress, der mit der Krankheit einhergeht und reagieren darauf mit Depressionen.

Eine "Entgleisung" des Immunsystems liegt auch bei der Rheumatoiden Arthritis vor: Fehlgesteuerte Immunzellen wandern in die Gelenke von Fingern oder Zehen, aber auch Händen, Füßen, Knien, Schultern und Hüften ein, wo sie Zytokine produzieren - in diesem Fall entzündungsfördernde Botenstoffe, welche in der Folge die betroffenen Gelenke zerstören.

Was die Behandlung vor allem erschwert, ist das schubweise Auftreten der Erkrankung - ob die eingesetzten Medikamente tatsächlich wirksam waren oder sind, lässt sich dadurch oft nur vermuten bzw. anhand der Laborwerte feststellen.

Ausweg mit Hilfe der Biotechnologie

Hier setzen nun die Biologics an, biotechnisch hergestellte Proteine, also Eiweißstoffe, die den natürlichen, körpereigenen Substanzen sehr ähnlich sind, so dass sie auf verschiedene Regulationsmechanismen - je nach Krankheitserfordernis - fördernd oder hemmend Einfluss nehmen können. Biologics greifen so gezielter in immunologische Prozesse des Krankheitsgeschehens ein, als es mit den herkömmlichen Behandlungsoptionen möglich ist.

Die bisherige Entwicklung von Biologics dient u. a. der Therapie verschiedener rheumatologischer Erkrankungen, aber auch anderer Krankheiten wie eben der Plaque-Psoriasis. Biologics werden deshalb in vielen Ländern derzeit für die Behandlung von schwerer und mittelschwerer Psoriasis empfohlen. Sie blockieren die Aktivierung von Immunzellen und Botenstoffen des Immunsystems wie beispielsweise Interleukine oder TNF-alpha.

Studien belegen die Effizienz

Biologics, die durch subkutane Injektion oder intravenöse Infusion verabreicht werden, haben sich als effizient erwiesen. Studien zufolge können sie bei etwa acht von zehn Patienten mit Psoriasis eine signifikante Besserung der Symptome bewirken. In einigen Fällen werden sie zur Langzeitkontrolle empfohlen.