Der Kampf gegen Rückenschmerzen. | Studie an Ratten erfolgreich.
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Wien. US-Forscher wollen künftig kaputte Bandscheiben durch biologische Implantate ersetzen. Dementsprechende Versuche mit Ratten waren in ersten Tests von Erfolg gekrönt, berichten die Forscher um Robby Bowles von der Cornell University in Ithaca in der Fachzeitschrift "PNAS".
Mit Hilfe von unterschiedlichen Zelltypen aus der Bandscheibe von Schafen haben die Forscher eine Bandscheibe nachgebildet. Diese tauschten sie mit einer Bandscheibe in der Schwanzwirbelsäule von Ratten. Sechs Monate später stellten sie fest, dass die sogenannte Bio-Bandscheibe gute Arbeit leistet. Sie hat sich in die umliegenden Wirbelkörper integriert und erfüllt auch mechanische Eigenschaften wie etwa die Reaktion auf Druckbelastungen.
Die Wissenschafter hoffen, damit in Zukunft Menschen helfen zu können, die aufgrund degenerierter Bandscheiben an starken Rückenschmerzen leiden.
Die übliche Operationsmethode bei Degenerationen sieht entweder Versteifungen der betroffenen Areale der Wirbelsäule durch Verschraubungen oder in Ausnahmefällen Implantate vor. So kann zwar Schmerz beseitigt werden, aber in Folge von Versteifungen kommt es zu eingeschränkter Mobilität.
Die Notwendigkeit von Implantaten sieht Helmut Hiertz, Leiter der Kompetenz-Ambulanz Wirbelsäulenchirurgie am Klinikum Wels-Grieskirchen, nur bei einer geringen Anzahl an Patienten gegeben. Denn in 95 Prozent der Fälle seien die Rückenschmerzen die Folge einer Druckwirkung der Bandscheibe auf den Nerv. Mittels eines chirurgischen Eingriffs wird das betreffende Bandscheibengewebe entfernt und der Nerv dadurch wieder entlastet. Gegenüber biologischen Bandscheiben zeigt er sich skeptisch. Denn bei einem degenerativen Prozess komme es praktisch zu einer Mangelernährung der Zellen. Dies würde auch neue Zellen betreffen, die dann wiederum degenerieren.
Auch die Studien-Autoren sprechen von vielen ungeklärten Fragen. Denn menschliche Bandscheiben sind viel größer und die mechanischen Anforderungen an ein Implantat anders als im Rattenschwanz. Auch seien Schafszellen beim Menschen nicht geeignet.