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"Biomasse als Ausweg nicht realistisch"

Von Konstanze Walther

Wirtschaft

Holz: Spielraum für thermische Nutzung ist nur begrenzt. | Gespräch mit Chef des Fachverbands. | Wiener Zeitung: Wenn vom Ölpreis geredet wird, ist der Ruf nach Alternativen nicht weit. Die EU will ohnedies, dass Österreich den Anteil erneuerbarer Energien bis 2020 auf 34 Prozent steigert, die österreichische Regierung wollte sogar 45 Prozent. Neben Wasserkraft wird dabei vor allem an die Biomasse Holz gedacht, dort ist aber laut E-Control nicht mehr viel zu holen. Sie als Fachobmann der Holzindustrie haben einen Überblick.


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Erich Wiesner: Ich glaube auch, dass die politische Erwartung nicht realistisch ist. Aus meiner Sicht wird das Potenzial überschätzt.

Dabei sind fast 50 Prozent der Landesfläche mit Wald bedeckt, die Holzindustrie nutzt nur zwei Drittel des jährlichen Zuwachses.

Sicher, Österreich ist ein Holzland. Nach der Tourismusindustrie hat die Holzindustrie absolut gesehen den größten Außenhandelsüberschuss. Holz ist unser Rohstoff. Aber man kommt nicht an alle Bäume heran - teils, weil sie Gebirgswald sind, teils, weil es die Besitzstrukturen nicht zulassen. Ein kleiner Wald wird nicht so ökonomisch bewirtschaftet, wie ein großer. Wir versuchen auch, das Potenzial noch zu heben.

Hoffnung für die Biomasse?

Nicht in großem Ausmaß. Es wird ja nicht der ganze Wald verfeuert: 60 Prozent vom Baum werden zu Brettern. Die Biomasse muss sich dann den Rest der Nebenprodukte mit Plattenindustrie, Zellstoff- und Papierindustrie aufteilen. Die thermische Verwertung ist nur eine der Anspruchsgruppen. Da gibt es Konflikte. Vor allem durch die geförderten Tarife, die die Einspeisung ins Stromnetz erst möglich macht, da Biomasse sonst nicht wettbewerbsfähig wäre.

Welche Auswirkungen hat das auf die Holzindustrie?

Die Vertreter von Zellstoff und Platte sagen natürlich, das darf nicht sein, dass ihr Rohstoff "weggefördert" wird. Eine stoffliche Verwendung sei höherwertiger als eine thermische. Auf der anderen Seite gibt es natürlich das Argument, der Brennstoff Ökostrom macht Österreich unabhängiger vom Öl.

Aber Holz ist keine wirtschaftliche Rettung vor Klimawandel und Ölpreis?

Doch, auf mehreren Ebenen: Nicht nur, dass der Baum CO2 speichert, er ist als Baustoff umweltfreundlicher als Stahl oder Beton, die in der Herstellung einen ungleich höheren Energieverbrauch benötigen. Hier gibt es tatsächlich verstecktes Potenzial: In London baut eine österreichische Firma ein zehngeschossiges Bürogebäude aus Holz. In Österreich darf man wegen eines alten Gesetzes nur dreigeschossig bauen.

SieheDossier Energie