Vor allem die Biomasse soll nun forciert werden. | Bis 2030 soll erneuerbare Energie ein Viertel des Bedarfs decken. | Pressburg. Atomkraft wird b is auf Weiteres der wichtigste Energieträger der Slowakei bleiben - auch wenn das Kraftwerk Bohunice letztlich doch abgeschaltet wird. Wie im Zusammenhang mit dem Beitritt zur Europäischen Union ausgehandelt, sollen erneuerbare Energien im Jahre 2030 aber schon einen Anteil von mehr als 25 Prozent an der Energieerzeugung des Landes haben. Besondere Bedeutung wird dabei dem Einsatz von Biomasse beigemessen.
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Auf den ersten Blick wirkt der Kurs der slowakischen Regierung in puncto regenerative Energien alles andere als eindeutig. Die Erzeugung von Energie aus regenerativen Quellen soll ausgebaut, der Einsatz von Atomenergie mit dem Ausbau des Atomkraftwerks in Mochovce gleichzeitig aber ebenfalls noch forciert werden. Atomenergie bleibe bis auf Weiteres die preiswerteste Alternative der Energieerzeugung, deswegen werde hier weiter investiert, erklärt Jozef Horváth, Generaldirektor im Wirtschaftsministerium, den scheinbaren Widerspruch.
Als zukunftsträchtig werde aber vor allem die Biomasse eingestuft, weil hier große Zuwachsraten erwartet werden. Horváth sieht außerdem ein großes Potenzial bei der Nutzung von Solarenergie in Haushalten.
Schon jetzt ist der Anteil regenerativer Quellen an der slowakischen Energieerzeugung vergleichsweise hoch. Allein 19 Prozent der erzeugten Energie stammen aus Wasserkraft; dies hängt damit zusammen, dass die Slowakei über viel Wasserfläche verfügt.
Weniger Abhängigkeit vom russischen Gas
Ein bis 2013 orientierter "Aktionsplan Biomasse", in dem ein flächendeckender Einsatz von Biomasse skizziert ist, wurde im Frühjahr 2005 verabschiedet. Seine Umsetzung geht allerdings noch sehr schleppend voran, obwohl sich die Nutzung von Biomasse schon jetzt rentieren würde.
Etwas mehr als 2 Mio. Tonnen Biomasse ließen sich jährlich aus Getreidestroh, Mais, Raps, Sonnenblumen und Holz gewinnen. Wenn diese an Stelle von Erdgas eingesetzt würden, könnten umgerechnet immerhin 15 Mio. Euro eingespart werden, rechnet der Lobby-Verband "Agrobioenergia - Vereinigung für landwirtschaftliche Biomasse" vor.
Die Slowakei könne sich auf diesem Wege zugleich aus der völligen Abhängigkeit von russischen Erdgaslieferungen lösen.
Jährlich sollten mindestens 30 wärmetechnische Einrichtungen zur Verbrennung von Biomasse mit einer installierten mittleren Leistung von 300 kW und zugleich in den Kommunden mindestens 20 entsprechende Einrichtungen mit einer installierten mittleren Leistung von 1,5 MW errichtet werden, fordert der Verband.
Zurzeit wird Biomasse vor allem von Unternehmen in der Mittelslowakei eingesetzt, beispielsweise vom Fernwärmeheizkraftwerk in der Universitätsstadt Zvolen.