Papierindustrie beklagt Förderpolitik für Bioenergie. | Künftige Investitionen könnten ins Ausland fließen. | Graz. "Die Bioenergie bringt den Standort Österreich in Gefahr" - davon zeigt sich die heimische Papierindustrie überzeugt.
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Im vergangenen Jahr haben die Holzpreise rasant zugelegt - im Schnitt um 25 bis 30 Prozent. Der Hauptgrund für die Preissteigerung sei vor allem auf den Biomasseboom zurückzuführen, meint die Austropapier, die Vereinigung der Österreichischen Papierindustrie. "Es ist ein Wahnsinn", sagt Dieter Radner, Geschäftsführer der Sappi Austria ProduktionsGmBH. "In Österreich wird die Verbrennung gefördert - und wir müssen den Rohstoff zu Höchstpreisen einführen. In ein paar Jahren wird Österreich das Holz ausgehen, denn der Bedarf für die Verbrennung steigt."
Bis 2008/2009 werden laut Schätzungen 20 Millionen Festmeter Holz für Biomassekraftwerke benötigt. Zum Vergleich: Derzeit beträgt der Einschlag insgesamt 19 Mio. Festmeter, wobei ein Teil davon exportiert wird. "Ein Tiroler Holzerzeuger liefert bei gleichem Preis tendenziell lieber nach Italien als nach Niederösterreich, weil das Transportkosten spart", erklärt Franz Sinabell, Agrarexperte im Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo).
Ölpreis zieht andere Energiepreise mit
Doch egal, wohin der heimische Rohstoff verkauft wird, eins steht fest: Mitteleuropa sucht - mehr oder weniger - Alternativen zu fossilen Energien wie Öl und Erdgas. Und deren Ausbau, darunter Biomassekraftwerke, wird gefördert. "Förderungen sind volkswirtschaftlich durchaus gerechtfertigt - es geht ja darum, dass wir unseren Kohlendioxid-Ausstoß reduzieren", sagt Sinabell zur "Wiener Zeitung".
Aber die Papierindustrie habe auch Recht, wenn sie sagt, diese Anreize führten zu höheren Holzpreisen. Sinabell geht allerdings davon aus, dass die Preissteigerungen stärker darauf zurückzuführen sind, dass sich die Energiepreise in erster Linie an der Höhe des Ölpreises orientieren: Steigt dieser, legen auch die Preise etwa für Gas oder Holz zu.
Die Papierindustrie stellt der künftigen Bundesregierung die Rute ins Fenster: "Es stellt sich die Frage, wo künftige Investitionen hingehen. Wenn wir woanders bessere Konditionen finden, werden wir im Ausland investieren", sagt etwa Austropapier-Präsident Michael Gröller. Der Industrielle Alfred Heinzel erklärte am Freitag vor Journalisten, er werde Investitionen am Standort Pöls (Steiermark) in Höhe von 50 Mio. Euro einfrieren und erst einmal abwarten.