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Biotech bleibt Boombranche

Von Peter Kantor

Wirtschaft

Trotz extremer Turbulenzen in den vergangenen Jahren, die das Vertrauen vieler Anleger erschüttert haben, bleibt die Biotechnologie einer der Zukunftsmärkte. Während zwar in kaum einem anderen Sektor so viele Crashs zu beklagen sind, mausern sich eine Reihe von Biotech-Unternehmen von kleinen Start-ups zu multinationalen Playern. Österreich gehört inzwischen zu den attraktivsten Standorten der Branche, was sich an der großen Zahl an internationalen Investitionen zeigt.


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Der Biotechnologie-Sektor bleibt von der gegenwärtigen Wirtschaftskrise nicht verschont. Im Gegenteil: Der Konsolidierungsprozess hier scheint besonders tiefgreifend zu sein. Vorbei die Zeiten, da Venture Capital für junge Start-ups reichlich floss. Heute versuchen Venture Capital-Gesellschaften vor allem, ihre Portfolio-Unternehmen mit Hilfe von Anschlussfinanzierungen am Leben zu erhalten, statt sie wie früher an die Börse zu bringen.

Hinzu kommt, dass die Auswahlkriterien der Geldgeber bei Unternehmensgründungen strenger geworden sind. Ein Start-up hat nur dann Chancen, wenn es ein exzellentes Management-Team mitbringt, klare Alleinstellungsmerkmale vorweist, umsetzbare Vertriebskonzepte vorstellt und die Patente "wasserdicht" sind. Selbst wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, braucht es gerade in dieser Branche einen langen Atem. Dazu kommt die enorme Volatilität von Biotech-Aktien. Betrachtet man beispielsweise den Amex Biotech Index, in dem die großen US Biotechnologieaktien gelistet sind, zeigt sich, dass der Index abwechselnd von einer Kursrallye in einen Crash übergeht und umgekehrt - ein Zeichen von relativ rasch wechselnden Trends. Dennoch sagen die Experten der Biotechnologie eine große Zukunft voraus. Die Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie (DIB) sieht den Beweis hierfür in dem starken Wachstum der Biotechnologie und der Grünen Gentechnik in Asien und Amerika. Nach wie vor hat Europa gegenüber den USA in der Kommerzialisierung der Biotechnologie einen bedeutenden zeitlichen Rückstand. Im Jahr 2002 waren europaweit insgesamt 1.878 Unternehmen mit 82.100 Mitarbeitern auf diesem Markt tätig. Dabei führt Deutschland mit 360 Unternehmen und 13.400 Beschäftigten die Rangliste an. In den USA waren es 2002 insgesamt zwar "nur" 1.466 Unternehmen, aber mit 195.000 Beschäftigten.

Österreich entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem bedeutenden internationalen Forschungsstandort, vermerkt die österreichische Betriebsansiedlungsgesellschaft Austrian Business Agency. Biotechnologie zählt hier zu den dynamischsten Bereichen, was sich vor allem darin zeigt, dass multinationale Biotech-Unternehmen wie Baxter, Novartis oder Boehringer Ingelheim oder Roche die Wettbewerbsvorteile des Standorts Österreich nutzen und laufend in ihre Niederlassungen investieren. Beispiele dafür sind die aktuellen Investitionen des US-Konzerns Baxter International, der in Österreich die Europazentrale für die Entwicklung und Produktion von Impfstoffen hat und Novartis, das in Österreich sein globales Kompetenzzentrum für Dermatologie betreibt. In den nächsten zwei Jahren will Novartis neben den Kernbereichen Antibiotika und "Generics" (patentfreie Medikamente) 168 Mill. Euro in die Etablierung eines dritten Zweiges - Bio-Pharmazeutika - investieren. Schon heute ist die Novartis-Niederlassung Biochemie Kundl der führende Produzent von Generics innerhalb der Unternehmensgruppe und weltweit die Nummer eins bei der Herstellung von Penizillin. Nicht zuletzt hat Boehringer Ingelheim sein globales Kompetenzzentrum für Krebsforschung in Österreich.

Biotech-Initiativen wie das von der österreichischen Regierung ins Leben gerufene Programm Life Science Austria (LISA), der Businessplan-Wettbewerb "BOB - Best of Biotech" und die Gründung des Kompetenzzentrums "Austrian Center of Biopharmaceutical Technology" (ACBT) sollen den Standort Österreich weiter stärken. Auch im Ausbildungsbereich ist Österreich aktiv und bietet zunehmend eine Reihe neuer Fachhochschul-Studiengänge an.