Zum Hauptinhalt springen

Biotop Medienwelt

Von Manfred A. Schmid

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 23 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Was muss ein Medienredakteur für seinen Job mitbringen? Man braucht dafür natürlich nicht 24 Stunden am Tag vor dem Fernseher, vor Zeitungen oder vor dem Radioapparat zu verbringen. Dann hätte man keine Zeit zum Schreiben mehr. Auch ein Pfarrer muss ja nicht pausenlos beten. Ein paar Stunden zum Nachdenken und Reflektieren sollte man sich schon erübrigen. Die Grundvoraussetzung für den Job ist wohl ein tiefgehendes Interesse am Biotop menschliche Gesellschaft, und nirgends geht es bekanntlich so bunt schillernd und exotisch zu wie in der Medienwelt.

Gestern beispielsweise war ich bei einer Formel-1-Speednight im Schloss Schönbrunn eingeladen. Nur wenige sind auserwählt, und um tatsächlich zum Fest vorgelassen zu werden, sind einige Hürden zu nehmen: Rechtzeitige Anmeldung, und beim Eingang bekommt man ein Armband und ein Täfelchen umgehängt, die einen als einen der happy few ausweisen. Es wimmelt nur so von schicken Hostessen, grimmigen Bodyguards und surrenden Handys. Da kommt sich bald jeder vor wie ein Hecht im Karpfenteich. Doch bald merkt man, dass die Räumlichkeiten hoffnungslos überfüllt sind, dass wirklich fast jeder dabei ist, und man wird schroff auf seine Karpfenexistenz zurückverwiesen. Die wahren Hechte sind auch hier wieder einmal die Antels, Lugners, Walderdorffs und Mauharts und wir nur die Streckenposten entlang des gleißenden Weges zum Österreich-Ring. - Dass ich nicht vergess: Auch Heinz Prüller war gekommen, obwohl es sich um eine Veranstaltung des Senders Premiere handelte, und der Boxer Axel Schulz mit seiner zerbeulten Karosserie. Sogar zwei Formel-1-Piloten waren erschienen. Doch letztere waren nicht mehr als Köderfische für die wahre Prominenz.