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Biotreibstoff ist viel zu teuer

Von Dieter Friedl

Wirtschaft

Pischelsdorf wird erst im Mai 2008 aufgesperrt. | Auch Biodiesel rutscht immer mehr in der Krise. | Wien. Mit Bio, egal ob bei Treibstoffen oder für die Stromerzeugung, ist in Österreich derzeit kein Geld zu verdienen. Bestes Beispiel dafür ist das funkelnagelneue Ethanolwerk des Agrana-Konzerns in Pischelsdorf. Das Werk, um 125 Mio. Euro erbaut, wurde im Herbst nach dem Probebetrieb eingemottet und soll nun erst wieder im Mai aufgesperrt werden. Man hoffte, dass die hohen Rohstoffpreise sich wieder normalisieren werden, was aber ein Trugschluss ist.


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Pischelsdorf braucht einen Weizenpreis unter 200 Euro, um kostendeckend gefahren werden zu können. Derzeit kosten aber Weizenkontrakte, die im Juli fällig werden, nach wie vor 225 Euro. Das Werk hängt aber nicht nur vom Weizenpreis ab, sondern auch vom Ethanolpreis und was mit dem Nebenprodukt Futtermittel zu verdienen ist. Beide Notierungen haben angezogen, was die Problematik aber nur leicht entschärft. Die Hoffnung, im heurigen Sommer billigeren Energieweizen aus Österreich zukaufen zu können, wird sich nicht bewahrheiten.

Rund doppelt so viel

Biodiesel wie benötigt

Es werden zwar zusätzliche 60.000 Hektar frühere Brachfläche bebaut (vorrangig mit Weizen und Mais, für Raps können sich die Bauern nicht erwärmen), aber der richtige Energieweizen, der einen höheren Stärkegehalt haben sollte, muss erst entwickelt werden. Insgesamt sind das schlechte Aussichten für Pischelsdorf.

Aber auch den heimischen Biodieselproduzenten geht es nicht viel besser. Sie brauchen meistens Rapsöl, das fast zur Gänze am Weltmarkt zugekauft werden muss, da der heimische Rapsanbau einfach nicht in Schwung kommt. Die Rapsölpreise sind hoch, sodass reiner Biodiesel an der Tankstelle bereits teurer ist als fossiler Diesel. Reiner Biodiesel, der vor allem von Lkws bisher als Treibstoff verwendet wurde, ist derzeit unverkäuflich, sodass nur mehr der Markt der Beimischung (4,7 Prozent werden dem herkömmlichen Biodiesel zugemischt) bleibt. In Österreich wird rund doppelt so viel Biodiesel erzeugt, wie am heimischen Markt abgesetzt werden kann. Erste Konsequenzen gibt es bereits, das Biodieselwerk in Enns hat bereits einige Wochen Pause eingelegt. Auch das Werk der Abid AG in Hohenau wird es nach Expertenmeinung nicht leicht haben. Dabei werden nach wie vor zusätzliche Kapazitäten aufgebaut, etwa in Liezen oder bei BioDiesel Vienna.

Forciert wird derzeit Gas als Treibstoff. Das Tankstellennetz wird kräftig ausgebaut und bald 100 Abgabestellen umfassen. Vor allem die Energieversorger subventionieren den Bau von Tankstellen und erhoffen sich, damit längerfristig die derzeit existierenden Steuervorteile erhalten zu können, denn ohne Steuervorteile rechnet sich dieses Produkt nicht. Es ist allerdings davon auszugehen, dass der Finanzminister das Steuerschlupfloch schließen wird, sollten sich allzu viele Autofahrer für Gas entscheiden. Die Rohstoffproblematik bekommen auch einige der 270 Betreiber von Biogasanlagen zu spüren, die mit Mais produzieren, da der Weltmarktpreis für Mais ebenfalls kräftig gestiegen ist. Die Biogaslobby hat die Angst vor Pleiten geschürt und sich mit ihren Subventionswünschen durchgesetzt, in der Vorwoche wurden 20 zusätzliche Millionen flüssig gemacht, die auf die gesamte Branche verteilt werden.

Das ist ein Sündenfall, der nach Expertenmeinung nicht zu rechtfertigen ist, da nur 15 Prozent der Biogasanlagenbetreiber Mais am Weltmarkt zukaufen, 85 Prozent arbeiten großteils mit Rohstoffen aus dem eigenen Betrieb.