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Bis dass der Tod euch "auflöst"

Von Fedora Chudoba

Politik

Eheähnlich, aber keine Ehe: Die Eingetragene Partnerschaft weiß nichts von "Treue", "Adoption" oder "Familiennamen".


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Wien. Seit dem Jahr 2010 gibt es für gleichgeschlechtliche Paare die Möglichkeit der Eingetragenen Partnerschaft (EP). Mit der EP hat Österreich ein eigenes Rechtsinstitut für homosexuelle Paare geschaffen und ist damit der heiklen Frage nach der gleichgeschlechtlichen Ehe geschickt ausgewichen. Doch so ähnlich die EP der Ehe sein möchte, so sehr unterscheidet sie sich rechtlich, als auch symbolisch in vielerlei Hinsicht.

Mit der Eingetragenen Partnerschaft wird ausdrücklich keine Familie gegründet, es gibt keinen "Familiennamen", sondern "Nachnamen", auch gibt es kein Recht auf Adoption oder künstliche Befruchtung, wie es in einer Ehe durchaus möglich ist. Auch auf der Ebene der Pflichten unterscheidet sich die Eingetragene Partnerschaft von der traditionellen Ehe. So besteht in der EP keine Pflicht zur Treue, es wird stattdessen von einer "Vertrauensbeziehung" gesprochen. Sollte einer der Partner Kinder mit in die EP bringen, besteht für dessen Partner keine Pflicht, den anderen bei der "Ausübung der Obsorge" zu unterstützen. Und im Falle einer Trennung wird die Partnerschaft nicht geschieden, sondern "aufgelöst".

Das tausendste Ja-Wort im Rahmen der "engsten 100"

Trotz oder vielleicht wegen der vielen Unterschiede zur herkömmlichen Ehe haben sich seit dem Jahr 2010 insgesamt 1892 gleichgeschlechtliche Paare in Österreich verpartnert. 999 davon haben sich in Wien das "Ja"-Wort gegeben. Morgen, Freitag, folgt die 1000. Verpartnerung. Zur Feier wurde dem Paar Claudia Friesinger (27) und Anna Palienko (25) von Wiens Frauen-Stadträtin Sandra Frauenberger bereits am Mittwoch gratuliert. Die jungen Frauen ließen sich voll Vorfreude die von den Wiener Stadtgärten gebundenen Hochzeitssträuße übergeben und berichteten von der anstrengenden Suche nach der perfekten Location und Hochzeitskleidern. "Nichts wäre schlimmer, als im Nachhinein zu merken, dass sich die Weißtöne der Kleider auf den Hochzeitsbildern schlagen, dann müsste man die Fotos wegwerfen", sagen die beiden Frauen lachend. Sie freuen sich am Freitag im Rahmen der "engsten 100" sich das Ja-Wort geben zu dürfen.

Trotzdem sind sie sich der politischen Bedeutung ihrer Handlung bewusst. "Wir wollen damit ein öffentliches Zeichen setzen, dass wir zueinanderstehen und gemeinsam voranschreiten."

Schritt für Schrittzur Gleichstellung

Gleichzeitig sei es ein guter Zeitpunkt, um darauf hinzuweisen, dass es Verbesserungspotenzial in der Eingetragenen Partnerschaft gibt, besonders unter dem Aspekt des Kinderkriegens, denn beide Frauen wünschen sich eine gemeinsame Familie. "Wir hoffen auf eine Gleichstellung zur Ehe, vielleicht ist es ja bei der 2000. Verpartnerung so weit", meinte das Paar optimistisch. Bis dahin sei die EP für die zwei jungen Frauen die beste Lösung, auch zur restlichen Absicherung ihrer Beziehung.

Stadträtin Sandra Frauenberger schloss sich der Forderung nach Gleichstellung an: "Die Einführung der Eingetragenen Partnerschaft war ein wichtiger erster Schritt. Ich fordere aber die Öffnung der Ehe in einer reformierten Form. Das Ziel kann nur eine völlige Gleichstellung von heterosexuellen und gleichgeschlechtlichen Paaren sein." Dazu hat der Wiener Landtag am Montag eine Resolution an die Bundesregierung beschlossen, in der gleiche Rechte für Lesben, Schwule und transidente Personen gefordert werden. "Es wird Zeit, dass sich hier etwas tut, denn es gibt keine Paare zweiter Klasse", sagte Sandra Frauenberger. Deswegen sei die 1000. Verpartnerung auch ein wichtiger Meilenstein, der anderen homosexuellen Paaren Kraft und Mut geben soll ihren eigenen Weg zu gehen.

Regenbogenstadt Wien setzt Standard für Österreich

Auch Christian Högl, Obmann der Homosexuellen Initiative Wien (Hosi), freute sich über die beeindruckende Zahl der Verpartnerungen. Dass die Verpartnerungszahlen in Wien so viel höher sind als im Rest Österreichs, erklärt der Obmann damit, dass Wien eine höhere Lebensqualität für homosexuelle Paare biete und die Rahmenbedingungen für Verpartnerungen hier besser seien. Gleichzeitig sei das Jubiläum ein guter Anlass, um sich bewusst zu werden, wie sich die Stadt Wien in diesem Aspekt bemüht habe. "Wien hat einen hohen Standard gesetzt und sendet mit der 1000. Verpartnerung ein deutliches Signal an den Rest Österreichs, sich anzusehen, wo es Verbesserungspotenzial gibt und wo sie nachziehen können."

Dass gerade Anna und Claudia repräsentativ für dieses Signal sein würden, war den Frauen nicht so wichtig. "Wir hätten auch als 1001. Paar geheiratet", sagte Claudia. Wichtiger war es ihnen die alltägliche Diskriminierung aufzuzeigen. Doch dank des positiven privaten Umfeldes freuen sie sich nun auf die Hochzeit. Und wenn im Jänner die künstliche Befruchtung für lesbische Paare in Österreich legalisiert wird, werden sie über Kinder nachdenken. Wer es austragen wird, haben sie noch nicht entschieden. "Wir haben ja den Vorteil, dass wir es uns aussuchen können", sagten sie.