Bischöfe für Schulkreuze, aber gegen "Pille danach" und Homo-Partnerschaft. | Wien. "Was bislang nur in religionsfeindlichen totalitären politischen Systemen vorgekommen ist", nämlich die Aushöhlung des Rechts "auf kollektive, öffentliche Religionsausübung", das werfen Österreichs Bischöfe dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg vor. Er hat bekanntlich in Italien das Aufhängen von Schulkreuzen untersagt. Dieses Urteil gebe "Anlass zu berechtigter Sorge", heißt es in einer Erklärung nach der Herbstvollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz, die im Stift Michaelbeuern bei Salzburg tagte.
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Kardinal Christoph Schönborn hob am Freitag in Wien die Bedeutung des Kreuzes als Zeichen der Hoffnung hervor. Es halte den Blick dafür offen, dass menschliche Entscheidungen keine letzten und schon gar keine letztgültigen sind.
Am Freitag appellierte der Präsident der italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, an die europäischen Institutionen, Initiativen gegen das Urteil zu ergreifen, sollte der Einspruch der Regierung Berlusconi beim Gerichtshof scheitern. "Wer dieses Urteil gefällt hat, kennt unsere Geschichte nicht", sagte Bagnasco.
In Österreich will die katholische Kirche ab Juni 2010 jedes Jahr in allen Diözesen eine "Woche für das Leben" durchführen. Die vielen Abtreibungen, die demografische Entwicklung des Landes und eine "Bewusstseinsänderung" seit Einführung der Fristenregelung bereiten den Bischöfen große Sorgen, sagte Schönborn. Der Kardinal nahm kritisch Bezug auf die unlängst erfolgte "öffentliche Ehrung einer Abtreibungsklinik" und die rezeptfreie Abgabe der "Pille danach" und begrüßte die Forderung von Staatssekretärin Christine Marek, "auch in Österreich eine bundesweite Studie zu Zahlen und Ursachen von Schwangerschaftsabbrüchen zu erstellen".
Die Bischöfe lehnen die Einführung einer "Eingetragenen Partnerschaft" für homosexuelle Paare ab. Eine solche sei weder angebracht noch notwendig, "weil die bestehenden zivilrechtlichen Bestimmungen die entsprechenden Sicherheiten gewähren". Die Bischöfe appellieren an die Abgeordneten, "bei der Abstimmung im Parlament ausschließlich ihrem Gewissen zu folgen".
Glocken zum Klimagipfel
Auf der ganzen Welt sollen am 13. Dezember die Kirchenglocken läuten, damit in Kopenhagen ein nachhaltiges und gerechtes Klimaabkommen gelingt. Die Bischofskonferenz sprach die Erwartung aus, dass sich Österreichs Regierung für dieses Ziel einsetzt. Kardinal Schönborn unterschrieb am Freitag öffentlich für die internationale Kampagne gegen Armut und für Klimagerechtigkeit "Klima fair bessern!"