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Wer sie kennenlernen wolle, der solle ihre Bücher lesen. Darüber hinaus gäbe es nichts zu wissen. Sollte doch jemand ihre Identität aufdecken, so werde sie aufhören zu publizieren. Genau das könnte nun geschehen, denn das Geheimnis um das Inkognito von Elena Ferrante soll gelüftet worden sein. Hinter dem erfolgreichen schriftstellerischen Pseudonym soll sich - laut dem italienischen Enthüllungsjournalisten Claudio Gatti - die Übersetzerin Anita Raja verbergen. Gatti argumentiert mit der Spur des Geldes: Raja und ihr Mann seien die Nutznießer von Ferrantes Erfolg, so sein Fazit. Die Zahlungen an Raja, die als Übersetzerin für den Verlag arbeitet, in dem Ferrantes Werke erscheinen, hätten sich seit dem Erfolg der englischen Ausgabe der Tetralogie vervielfacht - was mit der Tätigkeit als Übersetzerin nicht zu erklären sei. Zudem habe das Paar Immobilien in der Toscana und in Rom erworben. Der Verlag beteuert: anonym bedeute anonym.
Ob die Person hinter Ferrante - der erste Teil ihrer Neapel-Tetralogie ist gerade auf Deutsch erschienen - sich für die Anonymität entschieden hat, weil sie sich nicht in die Marketingmaschinerie aus Lesungen, Interviews und Klatsch hineinziehen lassen wollte, oder ob sie durch diesen Hauch des Mysteriösen das Buch interessanter machen wollte, das spielt kaum eine Rolle. Es regt jedenfalls die Fantasie der Leser über den Bücherrand hinweg an. Ein Effekt, der in Zeiten von Wikipedia längst rar geworden ist.
Manchmal ist es spannender, es nicht so genau zu wissen. Denn nichts ist langweiliger als ein gelüftetes Geheimnis. Außer vielleicht ein Geheimnis, das niemand mehr zu lüften versucht.