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Bitte nicht "zurück zur Normalität"!

Von Gerhard Kohlmaier

Gastkommentare

Warum es nicht wieder so werden soll, wie es vor der Pandemie war.


Die ersten Österreicherinnen und Österreicher wurden diese Woche gegen Covid-19 geimpft. Bundeskanzler und Gesundheitsminister feierten das medial im Rahmen der schon gewohnten Pressekonferenz. Der Bundeskanzler sprach angesichts der ersten Corona-Impfung in Österreich sogar von einem "historischen Tag", der eine "Rückkehr zur Normalität" ermöglichen werde.

Nein, bitte nicht! Diese "Normalität" ist alles andere als ein wünschenswertes Zukunftsszenario für die österreichische Bevölkerung.

Sie bedeutet, dass die Märkte wiederum die Vorherrschaft über die Lebensgestaltung der Menschen gewinnen werden. Alles wird dem Marktgeschehen und dem Gewinnstreben von Konzernen untergeordnet, auch die Interessen des Menschen selbst.

Sie bedeutet, dass die bescheidenen Versuche, regionale Wirtschaftskreisläufe zum Leben zu erwecken, bald wieder versiegen werden. Die großen Konzerne werden unter Mithilfe der Politik den kleinen Unternehmen wiederum ein Bein nach dem anderen stellen, bis diese aufgeben müssen.

Sie bedeutet, dass sich die meisten Arbeitsbedingungen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer weiterhin verschlechtern werden: weniger Arbeitsplätze, weniger Lohn, schlechtere Absicherung der Betroffenen bei Arbeitsverlust oder Krankheit.

Sie bedeutet, dass die Bürgerinnen und Bürger weiterhin ihrer Wahl- und Entscheidungsfreiheiten beraubt und neue Abhängigkeiten geschaffen werden. In Teilen Österreichs schließt man beispielsweise derzeit Bankomatstandorte und zwingt damit die Menschen zur Abwicklung ihrer Geldgeschäfte via Online-Banking - ein weiterer Schritt zur Abschaffung des Bargeldes.

Sie bedeutet, dass die Umweltzerstörung, die zumindest in Teilbereichen durch die Corona-Problematik etwas eingebremst wurde, wiederum ungehindert fortgesetzt werden wird.

Sie bedeutet, dass ethische Fragestellungen nur insoweit Berücksichtigung finden, als sie ins Konzept von Parteien passen. Sei es in der Frage der Einwanderung, der sozialen Absicherung der Menschen, der Sterbehilfe und so weiter.

Diese "Normalität" wollen wir nicht wieder haben. Sie gefährdet die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder, sie ist das wirklich gefährliche Virus, das es auszumerzen gilt.