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In der Not rücken wir zusammen. Das hat die Natur so in unsere Gene eingestanzt, und das gilt für große wie für kleine Gemeinschaften, die sich bei Gefahr als größeres Ganzes fühlen. Auch dann, wenn die Gefährder unter uns aufgewachsen sind. So gesehen ist der Appell zum Zusammenrücken längst fester Teil jenes politischen Rituals, das verlässlich ausgerufen wird, wenn erneut islamistische Terroristen ein Blutbad unter unschuldigen Zivilisten anrichten.
Diese Rückversicherung von Selbstverständlichkeiten in Bezug auf all das, was unser Zusammenleben ausmacht, hat ihren Wert. Es ist dies das Glaubensbekenntnis einer weitgehend säkularen Welt, und wie sein christliches Pendant entfaltet es seine stärkste Wirkung, wenn es in Gemeinschaft öffentlich ausgesprochen wird.
Aber der demonstrative Zusammenhalt sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sehr wohl auch eine Botschaft mit anderem Zungenschlag gibt. An den Stammtischen, den realen wie den virtuellen, werden auch radikale Lösungen besprochen; und zwar nicht nur als Gedankenspiele der Möglichkeiten, sondern auch als entschlossene Forderungen.
Für viele Menschen - und sie werden tendenziell eher mehr als weniger - ist der Islam eben keine Religion wie jede andere. Diese Ansicht hat es schon lange vor dem Aufstieg Donald Trumps gegeben, und sie wird auch nach seinem Verschwinden immer noch da sein. Und jede Nachricht von einem neuen Anschlag auf Konzertbesucher, Touristen, Flaneure oder Restaurantgäste, bei dem religiöse Fanatiker Allah preisen, bestärkt diese Bürger in ihrer Überzeugung.
Wer davor die Augen verschließt, blendet einen relevanten Teil der Wirklichkeit aus.
Umso wichtiger ist es, diese Debatte in der Öffentlichkeit zu führen - und zwar unter Einschluss der extremen Standpunkte aller Seiten. Denn was nützt es, wenn sich die veröffentlichte Diskussion an alle Regeln der politischen Korrektheit hält, die aufgestauten Emotionen sich aber abseits andere Wege suchen, um Dampf abzulassen? Eben weil wir weit entfernt von einem Konsens darüber sind, wie unsere Gesellschaft mit der Bedrohung umgehen soll, muss politisch mit aller Härte über den richtigen Weg gestritten werden. Die Gefahr besteht, dass dies zu weiteren Spaltungen führt. Dieses Risiko ist aber mindestens so groß, wenn der Streit unterlassen wird. Eher sogar noch größer.