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Bitte unterschreiben!

Von Reinhard Göweil

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Das Sammeln von Unterschriften zum Bildungsvolksbegehren läuft zäh. Erstaunlich, wenn die Zahl der mit dem Schulbetrieb unzufriedenen Schüler, Eltern und Lehrer in Betracht gezogen wird. Weniger erstaunlich, wenn die Zurückhaltung des gelernten Österreichers mit der eigenen Meinung eingerechnet wird. Was sich aber derzeit bei der "Oberstufe neu" abspielt, kann nur im Satz münden: Bitte unterschreiben.

Zuerst verkünden Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) und ihr ÖVP-Verhandlungspartner, der Abgeordnete Werner Amon, eine Reform. Diese sieht vor, dass Schüler mit bis zu drei Nicht genügend aufsteigen und das fehlende Wissen in Modulform (aber in der nächsthöheren Klasse) nachholen können. Die Schulversuche dazu laufen zufriedenstellend.

Dann kommen Landespolitiker der ÖVP und sind dagegen, im Gefolge will ÖVP-Obmann Michael Spindelegger alle auf Feld 1 zurücksetzen. Besser ist nicht zu illustrieren, wie es um die zersplitterte Bildungskompetenz in Österreich bestellt ist. Vorarlberg in Ehren, aber so anders geht es dort auch nicht zu wie im Rest Österreichs.

Die "Oberstufe neu" hat einen entscheidenden Vorteil: Lern-Module würden dem hoffnungslos veralteten, aber gerne gepflogenen Frontal-Unterricht sukzessive den Garaus machen. Schüler, die sich über mehrere Stunden fächerübergreifend und in Gruppen mit einem Themenbereich auseinandersetzen können, begreifen in der Regel Zusammenhänge schneller.

Warum dieser pädagogische Ansatz ein politisches Thema sein soll, weiß niemand. Das einzig Politische daran ist die Defensive der Volkspartei, weil sie ein Schulbild verteidigt, das inkompatibel mit dem 21. Jahrhundert ist, aber auch die Geschmeidigkeit der SPÖ dabei. Schulen und Lehrer sollten möglichst autonom sein, darüber eine Behörde, die für die Ausbildung der Lehrer, die Organisation und die Lernziele zuständig ist. Und eine Lehrergewerkschaft, die nicht ihre jeweiligen Fraktionsmitglieder auf gute Posten hievt.

Solange das nicht erreicht wird, geht Österreich mit seinen Talenten fahrlässig um, was sich irgendwann bitter rächen wird - in Form von Wohlstandsverlust. Aber dann sind die jetzigen Bildungspolitiker vermutlich allesamt schon lange in Pension.