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Bittere Lektion für Clark

Von Daniel Jahn

Politik

Die Strategie des Generals ist nicht aufgegangen. Mit der Autorität des früheren NATO-Oberbefehlshabers und dem Charme des politischen Outsiders hatte Wesley Clark gehofft, die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten der US-Demokraten im Sturm erobern zu können. Doch seine Kampagne kam nie so richtig in Schwung. Bei den Vorwahlen am Dienstag in den Bundesstaaten Tennessee und Virginia musste der 59-Jährige weitere bittere Niederlagen gegen Senator John Kerry einstecken - kurz danach zog er die Konsequenz und stieg aus dem Rennen aus.


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Clark musste lernen, dass seine Führungserfahrung im Militär nicht ohne Weiteres auf die Politik übertragbar ist. Seine mangelnde politische Erfahrung, die sich in zahlreichen Wahlkampfpannen bemerkbar machte, zeigte sich sogar noch in seinem Abgang. Denn bei einem Auftritt am Wahlabend vor seinen Anhängern in Memphis war sich Clark offenbar selbst noch im Unklaren, ob er weitermachen sollte oder nicht und hielt vorsichtshalber nochmal eine Wahlkampfrede. "Wir werden die Schlacht um die Zukunft der Vereinigten Staaten nicht verlieren", versprach der General seinen jubelnden Anhängern, um erst danach mit seiner Familie und seinem Team über die Konsequenzen aus seinen erneuten Vorwahlpleiten zu beraten. Seinen Ausstieg gab er dann wenig später nicht selbst, sondern über einen Sprecher bekannt.

Das rasche Aus für Clark ist eine von mehreren überraschenden Wendungen in diesen Vorwahlen. Denn der General war mit vielen Vorschusslorbeeren in das Rennen gestartet. Doch Clark hatte sich nie zuvor um ein politisches Amt beworben und diese Unerfahrenheit brachte ihn gleich zu Beginn seiner Kampagne ins Straucheln, als er sich in Widersprüche zum Irak-Krieg verwickelte. Einen schweren taktischen Fehler beging Clark auch mit dem Verzicht auf seine Teilnahme an der ersten Vorwahl in Iowa. Clark hatte damit gerechnet, dass Howard Dean sein Hauptrivale sein würde und zu dem außenpolitischen unerfahrenen Ex-Gouverneur des Ministaates Vermont wollte er sich bei der zweiten Vorwahl in New Hampshire als die "seriöse" Alternative präsentieren. Stattdessen bekam es Clark in Kerry aber mit einem Gegner zu tun, der als hochdekorierter Vietnamveteran ebenfalls mit seinen militärischen Meriten wirbt.