Rom - Ausgerechnet am Jahrestag seines Regierungsantritts musste Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi am Dienstag bittere Wahlniederlagen seines Lagers in einigen italienischen Kommunen hinnehmen. Nicht nur in seiner Heimatstadt Arcore wird auch künftig ein Ulivo-Bürgermeister amtieren. Alte Hochburgen der Rechten, wie Verona und Monza, die vor den Stichwahlen als für die Linke uneinnehmbar gegolten hatten, werden künftig von Mitte-Links-Verwaltungen regiert.
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Dabei hatte sich Berlusconi in der Vorwoche noch selbst in drei Städten - den konservativ regierten Verona und Monza und Frosinone, wo man den Ulivo-Kandidaten auszuhebeln glaubte, - für seine Kandidaten stark gemacht. Die Mitte-Links-Kandidaten erhielten aber bei den Stichwahlen in Verona 54,1 ( im ersten Wahlgang 38,7), in Monza 53,4 (34,9) und in Frosinone 54,4 (48,5) Prozent. Zumindest in Verona wo es seit 1945 nie eine linke Mehrheit gegeben hat, ist die Niederlage für Berlusconis Lager aber hausgemacht. Die beliebte Bürgermeisterin Michela Saroni wurde von der eigenen Partei abgeschossen und ging mit einer Bürgerliste ins Rennen, die zwar im ersten Wahlgang nur auf fünf Prozent kam. Für den Sieg der Linken reichte es allemal. Neuer Bürgermeister in Verona wird Paolo Zanotto, dessen Vater in den Sechzigerjahren für die Christdemokraten Stadtchef war.
Berlusconis Regierungspartner Umberto Bossi forderte seinen Regierungschef deshalb auch auf, in seinen Reihen Ordnung zu machen. Es gebe zuviel internen Streit in Berlusconis Partei Forza Italia und zu viele ehemalige Christdemokraten fügten dem Regierungslager bittere Niederlagen bei.
Bossi bezog sich dabei sowohl auf Verona, wie auch auf Görz, wo wider alle Erwartungen der ehemalige christdemokratische Gewerkschafter Vittorio Brancati das Rennen um den Bürgermeistersessel für sich entschieden hatte - mit gerade mal 28 Stimmen Vorsprung. Bossi warf den Forza-Italia-Wählern vor, einen Ausflug zum Meer dem Gang zur Wahl vorgezogen zu haben und regte an, die doppelten Wahlgänge wieder abzuschaffen.
Allzu froh konnte er allerdings auch über die eigenen Wahlergebnisse nicht sein. Zwar hat sich der Lega-Nord-Kandidat für die Provinzwahlen in Treviso klar durchsetzen können, aber auch in Gemeinden, wo bisher Bürgermeister der Bossi-Partei tonangebend war, wird künftig die Ulivo-Koalition das Stadtoberhaupt stellen. Etwa in der piemontesischen Stadt Alessandria oder in den Städten Feltre und Montebelluna im Veneto.
Im Süden setzte sich in Cosenza die Ulivo-Kandidatin Eva Catizone mit 56,7 Prozent klar durch.
Von den 11 größeren Gemeinden, in denen es zu Stichwahlen gekommen ist, fielen neun an die Ulivo-Kandidaten, fünf davon wurden neu vom Regierungslager gewonnen. Von den 63 Gemeinden mit weniger als 15.000 Einwohnern gelang es dem Mitte-Links-Bündnis 36 für sich zu gewinnen, 27 gingen an Mitte-rechts-Kandidaten, wobei Mitte-Links in neun Gemeinden mehr die Bürgermeister stellen kann als bisher.