Bank hat für zehn Jahre bezahlt, wegen Klub-Pleite ist nach drei Jahren Schluss. | Stadionbetreiber und neuer Fußball-Verein starten Suche nach neuem Sponsor. | Wien. So unrühmlich 2007 das Stadion-Sponsoring der Hypo Alpe Adria zugunsten des Fußballklubs SK Austria Kärnten begonnen hat, so bitter fällt nun für die Bank das Ende der Vereinbarung aus.
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Nicht nur, dass bereits in wenigen Wochen ein anderer Name die jetzige "Hypo Group Arena" zieren dürfte. Wegen Bestechungsvorwürfen rund um den Deal legt der Masseverwalter des vor kurzem pleitegegangenen Vereins der Hypo auch nahe, auf offene Forderungen aus dem Sponsoring zu verzichten.
Das Geld stamme möglicherweise aus "nicht ganz legalen Rechtsverhältnissen", so Masseverwalter Roland Grilc mit Verweis auf Medienberichte. Damit würde dieses der Hypo auch nicht zustehen; entsprechende Forderungen wären im Rahmen des Konkursverfahrens "nicht schutzwürdig", erklärt der Rechtsanwalt - der natürlich sehr auf den Erhalt der Konkursmasse bedacht sein muss - im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
Zur Erinnerung: Die Hypo hat seinerzeit im Voraus fünf Millionen Euro für zehn Jahre an den SK Austria Kärnten überwiesen. Nun kann - bereits nach drei Jahren - der Verein wegen seines Konkurses den Vertrag nicht erfüllen, rein rechnerisch erhält die Hypo also für 3,5 Millionen Euro keine Gegenleistung mehr. Besonders pikant ist die Angelegenheit, weil der damalige Landeshauptmann Jörg Haider angeblich einen Teil der fünf Millionen von der Bayerischen Landesbank eingefordert hat - und zwar unter der Hand und als Bedingung für seine Zustimmung zur Übernahme der Hypo-Mehrheit durch die Bayern.
Weitere Schulden
Tatsächlich dürfte die Hypo 2009 von einer BayernLB-Tochter rund zwei Millionen Euro für das Sponsoring zurückerhalten haben. Die Justiz ermittelt deshalb wegen Bestechung (die "Wiener Zeitung" berichtete), es gilt die Unschuldsvermutung. Sollten die Vorwürfe stimmen, könnte Haider der Hypo letztlich ein veritables Eigentor geschossen haben.
Bei einer - angenommenen - Konkursquote von 20 Prozent würde die Bank lediglich 700.000 Euro zurückbekommen. Kann sie die Forderung nicht geltend machen, weil der gesamte Deal unlauter gelaufen ist, fällt sie sogar noch um das um. Insgesamt stehen die Chancen für die Gläubiger dabei ohnehin nicht zum Besten: Laut Masseverwalter Grilc hat der SK Austria Kärnten 3,5 Millionen Euro an Verbindlichkeiten angemeldet. "Da kommt erfahrungsgemäß aber noch ein Haufen dazu."
"Neuer Name Ende Juli"
Dies alles schreckt die Hypo jedoch nicht davon ab, von ihrem Recht Gebrauch machen zu wollen: "Wir werden unsere Forderungen anmelden", erklärte eine Sprecherin der Bank am Dienstag. Fragen zu einem künftigen Sponsoring ließ man unkommentiert.
Dabei scheint es ohnehin unwahrscheinlich, dass die Hypo Namensgeberin des Wörthersee-Stadions bleibt. "Die Hypo war Sponsorpartner des SK Austria Kärnten", erklärt Daniel Greiner, Geschäftsführer des Stadionverwalters Sportpark Klagenfurt GmbH. Als der Verein seine Bundesligalizenz verloren hat, sei das Vermarktungsrecht jedoch automatisch an die Sportpark GmbH zurückgefallen.
Diese steht im Besitz der Stadt Klagenfurt und verhandelt gerade mit dem neu gegründeten Regionalliga-Klub Austria Klagenfurt über die künftige Vermarktung. Eine Vereinbarung soll laut Greiner diese oder kommende Woche stehen, wobei nicht davon auszugehen sei, dass das Vermarktungsrecht wieder in vollem Umfang dem Verein überlassen wird.
Man suche gemeinsam nach einem Namenssponsor, so Austria-Klagenfurt-Präsident Josef Loibnegger. Dadurch, dass künftig die Stadt Vertragspartner für den Sponsor sein wird, könne man garantieren, dass es Letzterem nicht so ergeht wie der Hypo, die "für zehn Jahre zahlt, und nach drei Jahren ist der Name weg."
Konkrete Interessensbekundungen eines potenziellen neuen Namenssponsors gibt es noch nicht. Dass es wieder die Hypo sein könnte, halten sowohl Stadion-Chef als auch Klub-Präsident für unwahrscheinlich. Loibnegger ist sich "fast sicher", dass man bis zum Meisterschaftsstart Ende Juli fündig wird.
Haiders Ass im Ärmel
2007 hat neben der Hypo auch die Kärnten Werbung ein Angebot abgegeben. Aus mit der Angelegenheit vertrauten Kreisen heißt es jedoch, dieses sei nur eine Überbrückungslösung gewesen, falls Haider nicht mit den Bayern einig geworden wäre. Der am 30. Juni zu schließende Sponsoringvertrag hätte nämlich eine Ausstiegsklausel bereits per 31. August des selben Jahres enthalten.
Die Kärnten Werbung, in der Haider als Finanzreferent des Landes damals das Sagen hatte, bot 1,5 Millionen Euro für fünf Jahre. In einer kurzfristig anberaumten Aufsichtsratssitzung konnte nur mit Mühe Zustimmung erzielt werden. Ein allfälliges neuerliches Angebot wird hinter vorgehaltener Hand ebenfalls kritisch gesehen.
Wissen
(mel) Das Wörthersee-Stadion in Klagenfurt wurde für die Fußball-EM 2008 errichtet. Die 32.000 Sitzplätze sollten später auf 12.000 reduziert werden, der Rückbau spießt sich jedoch einerseits an der Finanzierung und andererseits an unterschiedlichen Interessenslagen.
Kärnten, Klagenfurt und der Österreichische Fußballbund (ÖFB) wollen das Stadion in seiner Größe erhalten. Doch auch dies kostet Geld, da der obere Rang für die EM nur provisorisch errichtet worden ist und fertiggestellt werden müsste. Das Sportministerium will nur Geld für die Fertigstellung ausgeben, nicht für den Rückbau, das Finanzministerium fordert aber finanzielle Beiträge von Land und Stadt.
Der ÖFB stärkt das Stadion, indem er dort Cup-Finale und Länderspiele veranstaltet. Ob der Regionalliga-Klub Austria Klagenfurt einen Namenssponsor auftreiben kann, bleibt abzuwarten - dies gilt nicht nur in Kärnten als schwierig. Helfen könnte, dass die Stadt Klagenfurt künftig selbst stärker involviert ist und dass sich die Industriellenfamilie Glock im Verein engagiert.