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Blair -Bushs Schoßhund?

Von Christoph Driessen

Politik

London - "Amerika hat keinen besseren Freund als Großbritannien", verkündete US-Präsident George W. Bush neun Tage nach den Anschlägen vom 11. September im US-Kongress. In London gibt es kein Zaudern und Zögern, wenn der große Bruder aus Washington ruft: Das galt im Golfkrieg, das galt beim Krieg gegen die Taliban, und das soll wohl auch im Fall eines Kriegs gegen Saddam Hussein wieder gelten.


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Doch während Premierminister Blair offenbar weiter den verlässlichen Waffenbruder gibt, formiert sich in der Labour-Partei offener Widerstand. Verteidigungsminister Geoff Hoon hatte am Sonntag noch einmal Öl ins Feuer gegossen, indem er versicherte, die USA und Großbritannien wären "völlig berechtigt, auch ohne Unterstützung der Vereinten Nationen Gewalt (gegen den Irak) anzuwenden". Unter extremen Umständen sei es sogar denkbar, den Irak atomar zu bombardieren. "Absolut empörend", lautete dazu der Kommentar des Parteiveteranen Tam Dalyell. Er ist einer von 118 der insgesamt 410 Labour- Abgeordneten im Unterhaus, die einen Antrag gegen eine Ausweitung des Anti-Terror-Krieges auf den Irak unterzeichnet haben.

Die Labour-Rebellen glauben einen großen Teil der Wähler hinter sich. Laut Umfrage halten 54 Prozent der Briten die Regierung Blair für eine "Enttäuschung". Die Konservativen haben sich bis auf sieben Prozentpunkte hinter Labour vorgearbeitet. Doch Blair wischt das alles weg: "Es gab immer Leute, die mich angegriffen haben. Das ist Teil der Politik. "

Doch gar so unempfänglich für die Kritik ist er doch nicht. Nun verlautet aus der Downing Street plötzlich, dass Blair sein Treffen mit Bush im April dafür nutzen wolle, die Amerikaner von einem schnellen Krieg zum Sturz von Saddam Hussein abzubringen. Die USA haben allerdings mehrfach signalisiert, dass sie sich in Fragen der nationalen Selbstverteidigung ohnehin von niemandem dreinreden lassen.