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Da sage noch einer, die Kirche habe keinen Sinn für weltliche Freuden. Den besten Beweis für ihre aufgeschlossene Haltung zu vielem, was oft als populär gilt, liefert sie aktuell im Fußball. Und damit ist nicht nur die bekannte Fußballbegeisterung des Papstes gemeint, auch praktisch geht es in Rom bisweilen zur Sache, wie die seit dem Wochenende in Rom laufende Kleriker-WM zeigt.
345 Priester, Vatikanbeamte, Ordensleute und Seminaristen aus nicht weniger als 71 Ländern ringen hier bis zum Finaltag am 26. Mai in vier Gruppen zu je acht Mannschaften um den Titel. Und dabei ist das, was die Herren in Soutane in der Vorrunde gezeigt haben, katholischer Fußball vom Feinsten. Die Begeisterung der Geistlichkeit färbt sogar auf die nicht gerade für ihre Emotionen bekannte vatikanische Presse ab: "Einen regelrechten Torregen entfachten die Titelgewinner von 2016", heißt es beispielsweise in einem Vorrundenbericht. "Das Team Maria Mater Ecclesiae der Legionäre Christi fegte die Spieler vom Collegio Damasceno mit einem 7:0-Sieg vom Platz."
Eine weitere Besonderheit ist: Wer sich auf dem Rasen wenig christlich verhält, dem blühen nicht nur eine gelbe oder rote Karte, sondern auch - etwa beim Ausstoßen von Beleidigungen oder Fluchen - eine blaue. Diese verbannt nämlich den Übeltäter prompt für fünf Minuten auf die Ersatzbank. Zudem wird vor einer Verlängerung ein kurzes Gebet für eine eventuell notwendige Versöhnung gesprochen. Ehrlich gesagt: So schlecht sind diese Regeln gar nicht. Da könnte sich so mancher professionelle Klub oder Verband etwas abschauen.