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"Blaue" Männer, "grüne" Frauen

Von Heiner Boberski

Politik

Junge Männer neigen wieder deutlich mehr zu traditionellen Rollenbildern.


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Wien. In den letzten Jahrzehnten habe es in der Gesellschaft einen Modernisierungsschub gegeben, die Frauen seien dabei den Männern um 20 Jahre voraus. Dieses Fazit zieht der Wiener Pastoraltheologe und Religionssoziologe Paul Zulehner in einer neuen Studie, die mehrere repräsentative Erhebungen aus den Jahren 1970 bis 2010 auswertet. Sie entstand im Auftrag der Zeitschrift "Welt der Frau", liegt in deren Verlag auch als Buch vor (Paul M. Zulehner/Petra Steinmair-Pösel: Typisch Frau?) und wurde am Dienstag in Wien präsentiert.

Der Anteil der vor allem die Rolle als Hausfrau und Mutter betonenden (und Berufstätigkeit als damit nicht vereinbar ansehenden) "traditionellen Frauen" - Zulehner definiert sie als einen von vier Frauentypen - ging von 1992 bis 2010 von 22 auf 12 Prozent zurück. Die "modernen Frauen" weisen 36 Prozent gegenüber 20 im Jahr 1992 auf, lagen aber 2002 schon bei 37 Prozent. Der Trend zur Moderne, so Zulehner, sei gebremst worden, denn viele Frauen stellten fest, dass es sehr anstrengend ist, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen.

Auch die Männer neigten 2002 mit 23 Prozent mehr dem modernen Rollenbild zu als 2010 mit 21 Prozent. Während aber bei den Frauen unter 30 Jahren der Anteil der Modernen noch zunimmt, geht er bei den Männern dieser Altersgruppe deutlich zurück. In der Parteipräferenz schlägt sich das in einer Vorliebe für FPÖ und BZÖ bei traditionellen jungen Männern und für die Grünen bei modernen jungen Frauen nieder.

Zwischen "modern" und "traditionell" siedelt Zulehner noch die Gruppen "pragmatisch" und "suchend" an. Er betont, dass viele Menschen im Lauf der Jahre zwischen den Gruppen pendeln: "Es gibt kein lebenslanges Design." Angesichts der Vielfalt von Lebenseinstellungen plädiert Zulehner für "Pluralitätstoleranz", jeder sollte "wählen können, was ihm konveniert", und diese Entscheidung sei zu respektieren.

Kirche droht Frauenverlust

31 Prozent der Frauen und 16 Prozent der Männer stört der Umgang der römisch-katholischen Kirche mit den Frauen. 50 Prozent der Männer und 64 Prozent aller Frauen (79 Prozent der "Modernen") bejahen die Aussage "Es braucht mehr Frauen in der Kirchenleitung". Laut Studien-Mitautorin Petra Steinmair-Pösel laufe "die Kirche Gefahr, noch mehr moderne junge Frauen zu verlieren", wenn sich diese in der Kirche diskriminiert fühlen.

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