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Blaue Risse im roten Beton

Von Bernd Vasari

Politik

SPÖ verliert absolute Mehrheit in Gemeindebauten und liegt nun gleichauf mit der FPÖ.


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Mit dem geringsten Vorsprung zur FPÖ, der je bei einer Wien-Wahl erzielt worden ist, der blauen Eroberung Simmerings und dem Anspruch der FPÖ auf den Vizebürgermeister-Sessel konnten die Genossen noch leben. Doch nun steht fest, dass die Genossen von ihren blauen Herausforderern auch dort getroffen wurden, wo es ihnen am meisten wehtut: im Gemeindebau.

Was in Umfragen bereits kolportiert wurde, bestätigte sich am Donnerstag durch konkrete Zahlen des Wohnbaustadtrats Michael Ludwig (SPÖ) zum Stimmverhalten der Bewohner. Der Gemeindebau als rote Hochburg ist Geschichte. Sowohl in Mischsprengeln mit einem 60- bis 99-prozentigen Anteil an Gemeindebaumietern (hier holte die SPÖ 42,18 Prozent, die FPÖ: 42,71 Prozent) als auch in Sprengeln, die zur Gänze Gemeindebauten umfassen (SPÖ: 44,2, FPÖ: 43,4) verlor die SPÖ ihre absolute Mehrheit und liegt nun jeweils gleich auf mit der FPÖ.

Ludwig: "FPÖ ist es gelungen, starke Bindung aufzubauen"

Trotz der hohen Verluste für die SPÖ von knapp zehn Prozent wollte Ludwig in einer ersten Stellungnahme nicht alles schlecht reden. "Die SPÖ hat den Gemeindebau sehr wohl gehalten", sagt der Wohnbaustadtrat. Immerhin liege die SPÖ mit mehr als 42 Prozent über dem Resultat für Gesamt-Wien (39,59 Prozent). Zudem seien in den Gemeindebauergebnissen nicht die Wahlkarten enthalten, da diese nur bezirksweise ausgezählt werden, meint Ludwig. Sprengelergebnisse mit Wahlkarten – von denen die SPÖ tendenziell stärker profitiert als die FPÖ – gibt es nicht.

Ludwig betonte auch, dass das Wahlverhalten nicht durch das Wohnumfeld bestimmt werde. Die Resultate seien in den einzelnen Sprengeln höchst unterschiedlich. Als Beweis verwies der Stadtrat auf die unterschiedlichen Ergebnisse der SPÖ in den verschiedenen Gemeindebauten. Im Floridsdorfer Heinz-Nittel-Hof, wo die SPÖ am schlechtesten abschnitt, entschieden sich 57 Prozent für die FPÖ und 31,8 Prozent für die SPÖ. Im Döblinger Karl-Marx-Hof wählten hingegen 43 Prozent die SPÖ und 34,2 Prozent die FPÖ. Auch das schlechte Ergebnis der Roten in der Seestadt Aspern sei laut Ludwig nicht auf den Wohnort zurückzuführen: "Die Wähler haben nicht ihr Wahlverhalten geändert, nur weil sie in Seestadt gezogen sind. Wenn man bereits zuvor überzeugter FPÖ-Wähler war, wird man das auch nicht in Aspern ändern." Das sei auch ein Verdienst der FPÖ, der es gelungen sei, Menschen in schwierigen Lebenssituationen oder Bewohner, die Angst vor sozialem Abstieg haben, für sich zu gewinnen, sagt Ludwig. Weiters haben die Blauen es mittlerweile geschafft, eine sehr starke Parteibindung aufzubauen. "Das muss man neidlos anerkennen."

Konkrete Maßnahmen bleiben offen

Doch der Wohnbaustadtrat gab sich auch selbstkritisch: "Das Wahlergebnis in den Gemeindebauten ist für die SPÖ nicht zufriedenstellend." Es werde Maßnahmen zur Betreuung der Gemeindebauten verstärkt werden müssen, um die Ergebnisse in Zukunft zu verbessern. Was er genau damit meinte, ließ Ludwig offen. Er werde zuerst eventuelle Umbildungen in der SPÖ abwarten. Er selber möchte auf jeden Fall Wohnbaustadtrat bleiben. Die Entscheidung darüber liege aber nicht bei ihm, sondern bei Bürgermeister Michael Häupl.