Die Freiheitlichen ändern ihre Taktik, sie wollen den Bürgern offensichtlich Vertrauen einflößender als bisher entgegenkommen. Bei den Budgetdebatten im Nationalrat erschien H.C. Strache im eleganten dunkelblauen Anzug, mit dezenter Krawatte, stimmlich und inhaltlich mit angezogener Handbremse. Offener Kragen und Pullover sind vorbei. Strache reiste - als Privatperson - nach Israel und plauderte via FP-Pressedienst nett über das Land.
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Am Freitag wird Strache mit dem Obmann des Rings Freiheitlicher Wirtschaftstreibender, Fritz Amann, Inhaltliches zum Thema Arbeitswelten abgeben. Amann hatte im Frühjahr Strache noch zum Rückzug aufgefordert, nachdem dieser Barbara Rosenkranz zur erfolglosen Präsidentschaftskandidatin gemacht hatte.
Die FPÖ will ganz offensichtlich aus der politischen Schmuddel-Ecke kommen. Strache macht das, was Haider mit dem BZÖ vorgehabt hätte. Jenen Imagewandel zu schaffen, der eine dauerhafte Regierungsbeteiligung ermöglicht - und zwar sowohl mit der ÖVP als auch mit der SPÖ.
Nazi-Sprüche und fremdenfeindliches Gegröle schlagender Burschenschafter - das mag auch die Bevölkerung nicht. Zwar ist das Unbehagen mit der - angeblich - untätigen und streitenden Regierung groß, und die FPÖ liegt im Umfrage-Hoch. Doch Umfragen zeigen auch, dass FP-Politiker desaströse Vertrauenswerte haben. Die Botschaft ist klar: Als harte Opposition ja, in der Regierung nein.
Strache wird also staatsmännischer auftreten, und einige wenige in der Tradition der früheren "Steger-Blauen" mit ihm. Doch die breite FP-Funktionärsschicht dahinter wird nicht so leicht umzustimmen sein - und sie wird vor allem nicht verschwinden. Martin Graf ist Dritter Nationalratspräsident und Mitglied der Burschenschaft Olympia, als "Kaderschmiede rechtsextremer Gesinnung" notorisch. Die FP-Riege im Wiener Gemeinderat hat es auch in sich.
Ein bisschen erinnert das jetzige politische Spiel an das Märchen von Rotkäppchen: Der Wolf war zwar im Gewand der Großmutter biedermeierlich verkleidet - aber er blieb doch ein Wolf. SPÖ und ÖVP wissen das, ohne dem etwas entgegenzusetzen. Was ihnen fehlt - um beim Beispiel dieses Märchens zu bleiben -, ist der Jäger . . .