Die Eiszeit zwischen SPÖ, Grünen und FPÖ scheint Vergangenheit. Die ÖVP ist bei den Blauen dagegen unten durch. | Mitte-Rechts, so meinte am Donnerstag ÖVP-Klubchef Wilhelm Molterer im Management Club, müsse in Österreich auch mittelfristig eine Perspektive haben. Nun, derzeit gibt es diese nicht. Das bekannte auch Molterer ganz offen ein. Die einstigen Koalitionspartner ÖVP und FPÖ sind einander spinnefeind geworden.
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Ein neues Kapitel in der politischen Beziehungsgeschichte gibt es aber auch zwischen SPÖ und Freiheitlichen. Die Haßliebe, die seit 1986 das Verhältnis prägte, scheint längst vergeben und vergessen. Vor allem auf Seiten der von SPÖ und Grünen lange als Polit-Parias gebrandmarkten Freiheitlichen kann man die Genugtuung über den neuen Ton von links kaum verbergen.
Besonders deutlich wurde das am Mittwochabend im Wiener Nobel-Hotel Imperial, als der FPÖ-nahe Liberale Klub den Neo-ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz zum Vortrag lud. Der Besuch des roten Medienmanagers bei der freiheitlichen Vorfeldorganisation erinnerte an ein Dankeschön, immerhin hatte Klub-Präsident und Neo-FPÖ-Justizsprecher Peter Fichtenbauer in seiner bisherigen Rolle als blauer ORF-Stiftungsrat keinen geringen Anteil an der rot-grün-blau-orangen Allianz für einen Machtwechsel am Küniglberg.
Allseits wurde beim anschließenden Cocktail das hervorragende Klima bei den sachpolitischen Verhandlungen - zuletzt etwa bei der Einsetzung der Untersuchungsausschüsse zu Banken und Eurofightern - gelobt. SPÖ und Grüne könnten mit Blick auf die Blauen nun "nie mehr mit denen nie" sagen, sieht man sich bei der FPÖ mit neuen politischen Optionen ausgestattet. Besonders SPÖ-Klubchef Josef Cap bemühe sich um einen neuen Stil im Umgang mit den Blauen, heißt es hier.
Mit der Volkspartei will man jedenfalls vorerst nichts mehr zu tun haben. Vor allem Ex-Nationalratspräsident Andreas Khol gilt den Freiheitlichen als sprichwörtliches rotes Tuch. Sie unterstellen ihm, alles in seiner Macht stehende getan zu haben, um der FPÖ nach der Abspaltung des BZÖ zu schaden. Ein Ende der schwarz-blauen Eiszeit ist auch nach dem Abgang Khols nicht in Sicht. Nicht nur, dass Schüssel und Molterer wenig besser dastehen - der VP-Chef verweigerte bis jetzt jedes persönliche Gespräch mit Strache -, auch die schwarze Zukunftshoffnung Josef Pröll ist bei Blau schlecht angeschrieben, seit er im TV-Wahlduell den FPÖ-Obmann als "Hooligan" bezeichnete.
Das neue, für viele wohl noch immer ungewohnte, rot-blaue Naheverhältnis beendet damit vorerst einmal das ÖVP-Monopol der letzte Jahre auf eine Koalition mit der FPÖ. Eine formale Regierungspartnerschaft kommt für diesmal wohl noch zu früh, gehört jedoch für die Zukunft zum Strategierepertoire beider Parteien. Damit kann sich künftig auch die SPÖ wahlweise bei Grünen oder Freiheitlichen eine Mehrheit suchen, wenn es sich denn ausgeht.