Neo-Bezirksvorsteher Paul Stadler: "Wenn es nicht anders geht, wird das Parkpickerl kommen."
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 8 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. Favoriten will es - und Simmering wird wohl nicht drum herumkommen. Mit den Worten: "Es wird wohl kommen, es gibt auch den Wunsch aus der Bevölkerung", kündigte Bezirksvorsteherin Hermine Mospointer im "Wiener Zeitung"-Interview vergangenen Freitag die Parkpickerl-Einführung für den Zehnten an. Diese werde noch vor Eröffnung der U1-Verlängerung, also nach heutigem Stand spätestens im Herbst 2017, erfolgen.
Die Gerüchte ließen nicht lange auf sich warten: Simmering werde nachziehen und das blaue Pickerl auch einführen, hieß es. Als die "Wiener Zeitung" beim Simmeringer Neo-Bezirkschef Paul Stadler nachfragte, war dessen Überraschung groß. Er höre davon zum ersten Mal, das Thema sei innerhalb der Bezirksvertretung noch nicht aufs Tapet gebracht worden. "Wenn es nicht anders geht, wird das Parkpickerl kommen", räumt Stadler im erneuten Gespräch ein.
"Wir können den Verkehrnicht in Luft auflösen"
"Wenn das Parkpickerl im Zehnten eingeführt wird und wir in Simmering von Pendlern überschwemmt werden, müssen wir natürlich auch gegensteuern", erklärt der Bezirkschef. Er wolle sich aber nicht "hundertprozentig festlegen", da noch nicht gewiss sei, ob und wie sich die Simmeringer Verkehrssituation unter der Favoritener Entscheidung verändern werde.
Notwendige Maßnahmen will Stadler gemeinsam mit allen anderen Fraktionen beschließen. "Ich möchte die Entscheidung gerne mit dem ganzen Bezirk tragen", bekräftigt er. im Zweifelsfalle sehe er aber wenig Alternativen zum Parkpickerl. "Wir haben schon rund um die U3 Kurzparkzonen. Das betrifft auch die Einheimischen, die im Bezirk oder in der Gegend wohnen. Wir können nicht noch mehr Kurzparkzonen machen, unsere Leute müssen auch wo parken können", so Stadler. Der Bezirkschef betont, dass es für die Verkehrssituation kein Allheilmittel, sondern bisher nur kurzfristige Lösungen gebe. "Der Verkehr ist ja trotzdem da, wir können ihn nicht in Luft auflösen", merkt Stadler an.
Er wolle "im Neuen Jahr" jedenfalls das Gespräch mit Hermine Mospointner suchen und über gegenseitige, bezirksübergreifende Hilfe sprechen. "Da geht es ja nicht um parteipolitische Interessen, sondern um Bevölkerungsinteressen", meint Stadler. "Sie leidet ja genauso unter dem Druck der Pendler wie wir", so der freiheitliche Bezirkschef weiter. Er denkt auch bereits laut über Vorschläge nach, wie der zehnte Bezirk zusätzlich zum Parkpickerl der Pendlerströme Herr werden könnte. "Da wäre es für Favoriten schon fast interessant, wenn sie in der Gegend von Oberlaa oder Unterlaa eine Parkgarage bauen, um den Pendlerverkehr von Niederösterreich schon dort auffangen zu können." Ein ähnliches Konzept sei in Simmering aber nicht möglich. "Wir haben das Problem, dass die U3-Endstation mitten im Bezirk endet und wir dort keine freien Flächen mehr für Parkgaragen haben. Und die bestehenden Garagen sind jetzt schon voll ausgelastet", betont Stadler.
Neben einem geplanten Treffen mit der Schwechater Bürgermeisterin Karin Baier möchte der freiheitliche Bezirksvorsteher auch bei Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou vorstellig werden. Neben einigen verkehrsbezogenen Anliegen, auf die Stadler derzeit nicht weiter eingehen möchte, werde es auch um das Parkpickerl gehen. Stadler hofft auf eine Lösung, die die Simmeringer nichts kosten soll. Er vertrete in diesem Punkt weiterhin die FPÖ-Linie, bekräftigt er, merkt aber an, dass ein derartiges Arrangement unwahrscheinlich wirke. "Wären wir der einzige Bezirk, der nicht zahlt, und die anderen müssen aber zahlen, gäbe es einen Aufstand."
Sollte sich die Verkehrssituation in Simmering aber wirklich stark zuspitzen, sei es jedoch "Gebot der Stunde", etwas zu unternehmen, betont Stadler. Das bedeute konkret die Parkpickerleinführung - auch kostenpflichtig, wenn es sein müsse. "Da werden wir in den sauren Apfel beißen, aber solange es geht, möchte ich das verhindern", so der Bezirkschef. Die blauen Pickerl seien der letzte Ausweg und schnell eingeführt. Es würde wohl nur wenige Monate dauern, schätzt Stadler.
Parkpickerl für Favoritennoch nicht beantragt
Wie viel Zeit die Einführung eines Parkpickerls in Simmering wirklich in Anspruch nehmen würde, kann im Büro von Maria Vassilakou auf Anfrage nicht genau genannt werden. Man betont, dass die Vorgehensweise die gleiche wie in der Vergangenheit sei. "Wenn die Bezirke die Einführung wollen, treten sie an uns heran und wir werden das wohlwollend prüfen", heißt es. "Prüfen" bedeutet in diesem Zusammenhang aber nicht, dass evaluiert wird, ob ein Parkpickerl eingeführt werden kann, die Antragstellung setze das bereits auf Schiene. Es gehe dabei vor allem um die zeitliche Planung, betroffene Gegenden und dergleichen, erklärt man im Büro Vassilakou. Die Parkpickerl-Pläne für Favoriten kommentierte man übrigens lediglich damit, dass ein dementsprechender Antrag für eine Prüfung bisher nicht aus Favoriten eingegangen sei.