Angebot und Nachfrage sollen bestimmen, ob die zusätzlichen Gasmengen der OMV, die aus Norwegen kommen, wirklich nach Österreich gehen.
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Ein Anlass zur Freude ist für Österreichs Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) die Meldung, dass sich die OMV zusätzliche Gas-Pipeline-Kapazitäten sichern konnte. Für das kommende Gas-Jahr (ab 1. Oktober 2022) stehen wie berichtet weitere Transportkapazitäten im Ausmaß von 40 Terawattstunden (TWh) zur Verfügung. "Wir haben gestern mit der Nachricht einen wirklich wichtigen Schritt gemacht."
Im Ö1-"Morgenjournal" vom Freitag bekräftigte die Ministerin, dass das von der OMV selbst produzierte und gelieferte Gas aus Norwegen auch in Österreich verbraucht oder gespeichert werden soll. Sie geht auch davon aus, dass die OMV sich die Mehrkosten für die zusätzliche Transportkapazität vom Staat zurückholen wird. Im Gasdiversifizierungsgesetz wurden hierfür 100 Millionen Euro pro Jahr vorgesehen.
Boltz: "Das löst nicht alle unsere Probleme"
Den Zuschlag für die zusätzlichen Kapazitäten bekam die OMV per Auktion. Über die Kosten will der Konzern keine Auskunft geben. OMV-Chef Alfred Stern sprach lediglich von einer "signifikanten Summe".
Bisher verkaufte das teilstaatliche Unternehmen den Rohstoff aus Norwegen vor allem nach Deutschland - einerseits aufgrund der Marktnähe, andererseits aufgrund des zu aufwendigen und komplizierten Transports nach Österreich. Nun soll Gas auch nach Österreich geliefert werden, "wenn die Nachfrage entsprechend da ist", so Stern.
Walter Boltz, ehemaliger Leiter der E-Control, ging im "Ö1 Journal um acht" vom Freitag zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass Österreich im Winter Gas bekommen werde. Auch bei Engpässen sollte der Transport durch Deutschland weitestgehend gesichert sein. "Aber natürlich löst das keineswegs alle unsere Probleme", so Boltz. Er glaubt jedoch, dass die OMV das Gas primär an österreichische Kunden liefert.
Eine weitere Frage, die sich stellt: Bleibt das Gas, das nach Österreich kommt, auch im Land? Laut Boltz gebe es im Ernstfall "Solidaritätsverpflichtungen". Wenn der Rohstoff in Europa generell knapp wird, wird sich die Frage stellen, in welchem Umfang man das Gas mit Nachbarstaaten teilen wird müssen. Diesbezügliche Vereinbarungen zu treffen sei auch im eigenen Interesse, da Österreich wirtschaftlich von den Nachbarstaaten abhängig ist.
Die zusätzlichen Mengen an Gas, die nach Österreich gebracht werden können, würden die Abhängigkeit von Russland jedenfalls reduzieren. Erdgas bleibe aber ein knappes und teures Gut, betonte die Ministerin. Gas sparen bleibe somit ein Thema. In dem Kontext befürwortete Gewessler auch die Notfallpläne der EU-Kommission, die unter anderem vorsehen, in öffentlichen Gebäuden eine Temperatur-Obergrenze von 19 Grad einzuführen, um somit weniger Gas zu verbrauchen. "Es ist wichtig, dass wir einsparen. Es geht um jeden Grad Raumtemperatur." Gleichzeitig erwartet die Ministerin von der Kommission mehr Tempo beim gemeinsamen Einkauf von Gas.
Neos sprechen von "PR-Schmäh"
Kritik kam aus den Reihen der Neos. Laut Energiesprecherin Karin Doppelbauer ist es zwar gut und wichtig, dass die OMV jetzt mehr Kapazitäten hat, man hätte jedoch schon seit vier Monaten Gas aus Norwegen nach Österreich transportieren können. Es sei ein weiterer PR-Schmäh, dass die Regierung mit den zusätzlichen OMV-Kapazitäten nun die Sicherheit der Energieversorgung für den Winter vorgaukle. Die Regierung müsse "endlich aufwachen" und über die Österreichische Beteiligungs AG (Öbag) sicherstellen, dass die OMV ihr Gas aus Norwegen "nicht nur rasch nach Österreich bringt, sondern es auch hier verkauft". Die Öbag hält 31,5 Prozent der Anteile an der OMV.(bos)