Erich Haider nach Wien? Wohl eher ein Scherz. Und was Stefan Petzner in den Augen frustrierter ÖVPler sieht.
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Gestandenen Medienvertretern kann das Schweigegelübde der Koordinatorinnen in Sachen Regierungsverhandlungen, Maria Fekter und Doris Bures, nur ein müdes Lächeln entlocken. Vorher passt - um einen Satz von Ex-Finanzminister Rudolf Edlinger zu paraphrasieren - noch eher ein Hund auf die Würste auf, bevor in Österreich Politiker ein gutes G´schichterl den Medien vorenthalten. Die besten davon landen ohnehin ohne Angabe der Quelle im gedruckten Teil.
Dabei bemühen sich vor allem die Journalisten darum, die sträflich unterschätzte Rolle des Individuums auf den Verlauf der Geschichte zurechtzurücken, indem sie am liebsten über künftige Minister spekulieren.
Letzter Stand an der Gerüchtebörse: Wilhelm Molterer bleibt Finanzminister - oder auch nicht. Josef Pröll wird entweder Innen-, Finanz- oder Außenminister und Vizekanzler sowieso. Norbert Darabos bleibt, was er ist, Verteidigungsminister, oder erfüllt sich doch noch seinen Lebenstraum, vor dem burgenländischen Landeshauptmann den Innenminister zu geben. Und Fekter macht entweder als Innenminsterin weiter oder übernimmt die Justiz, wenn sie am Ende nicht doch in den ÖVP-Klub wechselt.
Dass Oberösterreichs SPÖ-Chef Erich Haider als Gesundheitsminister nach Wien wechseln könnte, dürfte jedoch eher gut erfunden als wahr sein. Erstens finden kommenden Herbst in Linz Landtagswahlen statt, Haiders Abgang würde fatal nach einem Eingeständnis der eigenen Chancenlosigkeit aussehen. Und zweitens passt der polternde Charakter Haiders so gar nicht in Werner Faymanns neue Strategie "arbeiten statt streiten".
Um die Strukturalisten unter Österreichs Polit-Kiebitzen aber nicht ganz unbefriedigt zurückzulassen: Originelle Köpfe denken offensichtlich über eine Zweiteilung des Finanzministeriums in ein Steuer- und ein Budgetministerium nach. Spannende Sache, in diesem Fall wäre einer dafür verantwortlich, das Geld, das sein Gegenüber verteilen darf, bei den Bürgern einzuheben . . .
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Politiker vergessen nur allzu gerne, wie wichtig es ist, dem größeren Ganzen zu dienen. Höchste Zeit, dass das wieder einmal gesagt wurde. Getan hat es am Donnerstag Stefan Petzner, Leider-doch-nicht-Klubobmann und nach wie vor designierter Parteichef des BZÖ. Gemünzt hat er es auf sich selbst, will er doch an jener Stelle arbeiten, wo ihn seine Partei hinstellt.
So schnell wird sich an der momentanen Arbeitsteilung im Haider-Nachlass aber nichts ändern: Bevor ein regulärer Parteitag einberufen wird, soll zunächst das Ergebnis der Kärntner Landtagswahlen abgewartet werden, die voraussichtlich im März stattfinden. Davon wollen die Orangen auch sämtliche andere Weichenstellungen in der Partei abhängig machen.
Dazwischen bleibt aber noch ein bisschen Zeit, um sich selbst intensiv SPÖ und ÖVP als möglichen Koalitionspartner anzubieten. Man spreche derzeit mit allen Parteien, um Alternativen zur großen Koalition auszuloten, erklärte Petzner. Vor allem aus der ÖVP gebe es positive Signale.
Von wem diese konkret stammen, wollte er jedoch - ganz ähnlich den Regierungsverhandlern - nicht mitteilen. Eine seiner heißen Quellen offenbarte Petzner dann doch: Das Mienenspiel vieler Schwarzer verrate deren Abneigung gegen die SPÖ. Blicke sagen eben doch mehr als tausend Worte.
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