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Also Kern gegen Kurz gegen Strache. Nur der Wahltag steht noch nicht fest. Wahrscheinlich ein Sonntag im kommenden September, aber da regieren noch Tarnen und Täuschen.
Als Bürger bleibt mehr als nur ein schaler Nachgeschmack. Irgendwie fällt es nicht leicht, die Vorstellung einfach als Illusion abzuschreiben, dass Politiker, zumal regierende, von den Steuerzahlern bezahlt werden, um für dieses Land und seine Leute zu arbeiten.
Davon abgesehen verspricht ein Wahlkampf zwischen diesen drei Antipoden, eine interessante politische Auseinandersetzung zu werden. Dabei stößt man jedoch auf einen irritierenden Umstand: Denn die Bürger sind dazu verurteilt, die sprichwörtliche Katze im Sack zu wählen. Und dies nicht in dem Sinn, dass völlig offen ist, welche Regierung man bekommt, wenn man einem der drei Kanzler-Kandidaten seine Stimme gibt. Diese Ungewissheit liegt seit jeher in der Natur der heimischen politischen Kultur: Wer mit wem regiert, entscheiden nämlich nur höchst indirekt die Wähler, das letzte Wort haben die Spitzengremien der Parteien.
Die Ungewissheit bezieht sich dieses Mal auch auf die Fähigkeiten der Kanzler-Kandidaten. Das klingt auf den ersten Blick verquer: Heinz-Christian Strache ist schließlich seit zwölf Jahren Chef der größten Oppositionspartei im Nationalrat, Sebastian Kurz sitzt seit 2011 mit am Regierungstisch, und Christian Kern amtiert seit genau einem Jahr als Regierungschef und leitete davor mit den ÖBB eines der größten Unternehmen des Landes.
Stimmt alles und hat auch Gewicht.
Aber zu beurteilen, ob die drei wirklich das Zeug dazu haben, das Schiff der Republik durch unsichere Zeiten zu steuern, dazu hatten die Bürger noch keine Gelegenheit.
Strache hat noch nie in seinem politischen Leben ein Regierungsamt ausgeübt; Kurz mag die Schließung der Flüchtlingsroute über den Balkan koordiniert haben, aber wie er als Mannschaftskapitän eines Regierungsteams handeln würde, ist unbekannt. Und Kern ist zwar Kapitän, konnte aber bisher nur die eigene Regierungshälfte anführen, weil ihm die andere viel zu oft die Gefolgschaft verweigert.
So gesehen wird es in diesem Wahlkampf vor allem darum gehen, wem die Bürger die Kapitänsbinde am ehesten zutrauen. Gewissheit auf empirischer Basis gibt es darüber bisher nicht.