Zum Hauptinhalt springen

Blindflug in den Mangel an Pflegepersonal

Politik

In der Steiermark prangert der Landesrechnungshof an, dass fehlender Datenüberblick im Land zur Pflegemisere beiträgt.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 2 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Die sich zuspitzende Situation in der Pflege durch fehlendes Personal ist mitunter auch hausgemacht. Denn die Entwicklung in der Bevölkerung mit einer steigenden Zahl an pflegebedürftigen Menschen und einer Stagnation oder gar einem Rückgang an potenziellen Pflegekräften sei seit einem Jahrzehnt absehbar gewesen. In der Steiermark seien die Maßnahmen der Landespolitik zur Bewältigung der Probleme mit dem Ziel eines "gesunden Alterns" jedoch "nicht ausreichend bis ungeeignet" gewesen, beklagt jetzt der Landesrechnungshof in einem aktuellen Prüfbericht.

Die steirische Landesregierung war demnach in einer Art Blindflug unterwegs. Denn vor allem sei der Gesamtüberblick über die Personalsituation in den Pflege- und Gesundheitsberufen mangelhaft gewesen, wie aus dem Bericht hervorgeht, der die Zeit von 1. Jänner 2017 bis 30. Juni 2021 untersucht hat. Zuständig für die Pflege ist derzeit Landesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP). Bundesweit betrachtet wird bis 2030 mit einem Bedarf von rund 75.000 Vollzeitbeschäftigten im Bereich der Pflege gerechnet.

Zuständiger Abteilung fehlte der Überblick

In der Steiermark haperte es allerdings in der Vergangenheit bereits am Datenmaterial. Nicht einmal die für die Pflege- und Sozialbetreuungsberufe und die notwendige Ausbildung zuständige Abteilung hatte einen Gesamtüberblick, "da in der fachlichen Umsetzung die Abstimmung mit anderen betroffenen Abteilungen fehlte".

Wörtlich stellten die Kontrollore des Landesrechnungshofes fest: "Konkrete Aussagen zum derzeitigen Personalstand in den Pflege- und Betreuungsberufen beziehungsweise zu den in den jeweiligen Versorgungsstrukturen fehlenden Berufsgruppen konnten seitens der A 8 (Abteilung 8, Gesundheit und Pflege, Anm.) nicht getätigt werden. Der A8 lagen in wesentlichen Bereichen, wie zur aktuellen Personalsituation in den Versorgungsstrukturen und zur Ausbildung der Berufsgruppen, keine vollständigen Daten vor bzw. wurden diese nicht umfassend erhoben."

Die Abteilung 8 habe darüber hinaus selbst angeführt, dass es derzeit nicht möglich sei, die Zahl an Ausbildungsplätzen exakt anzugeben. Diese "unpräzise Datenlage" hatte wiederum zur Folge, dass eine "zielgerichtete Steuerung" nicht möglich sei, wie der Landesrechnungshof bemängelte. Zwar seien punktuelle Maßnahmen, die eine Verbesserung der Personalsituation zum Ziel hatten, gesetzt worden. Dennoch sei "keine durchgehende Strategie" mit operationalen Zielen, klaren Zeitplänen und nachhaltigen Maßnahmen, um ausreichend Pflegepersonal bereitzustellen, zu erkennen gewesen.

Bei den Ausbildungswegen wurde ein weiteres Manko geortet. Die Entscheidung für das Angebot eines Parallelmodells bei der Ausbildung für gehobene Dienste für Gesundheits- und Krankenpflegeberufe (DGKP) an Schulen und Fachhochschulen haben "massiven Einfluss" auf die Ausbildung zur Pflegefachassistenz gehabt.

Massiver Mangel an Pflegefachassistenz

Einerseits wurden weniger Plätze geschaffen, andererseits gingen die Bewerbungen für die Pflegefachassistenz (PFA) zurück aufgrund der derselben Zugangskriterien wie für den gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflegeberufe. Die gravierende Folge: "Dem System fehlen somit 95 Prozent PFA", schreibt der Landesrechnungshof.

Insgesamt seien damit Bewerberinnen und Bewerber im Laufe des Prüfungszeitraums verloren gegangen. Dies sei Ausfluss der zur Verfügung gestellten Ausbildungsplätze gewesen, die "völlig fern" der notwendigen Zahl in einer Studie lag, die als Planungsgrundlage herangezogen wurde. (red)