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Es ist schon eine Art Gesetz in Hollywood. Wer für die Oscars nominiert wird, weiß man schon vorher. Also nicht fix. Denn es ist ja ein Riesengeheimnis, fast so ein Riesengeheimnis, wie wer den Filmpreis dann gewinnt. Aber man weiß es trotzdem. Denn die Oscars stehen ja am Ende der sogenannten Award Season, also der Preissaison. Also haben alle, die dann einen Oscar gewinnen werden, schon vorher Bafta, Golden Globe et cetera abgesahnt. Das macht die Veranstaltung nicht gerade zu einer übertrieben spannenden. Umso erstaunlicher war, dass unter den Oscar-Nominierungen diese Woche ein Name war, den niemand so wirklich am Schirm hatte. Andrea Riseborough kann nämlich auf eine Statuette als beste Darstellerin in "To Leslie" hoffen. Sieht man sich ihre Rolle an - alleinerziehende und alkoholkranke Mutter in den USA, die einen Lotteriegewinn verjubelt und obdachlos wird - ist das zwar kaum überraschend, so etwas ist klassisches Oscar-Material. Aber Riseborough war kein Thema bei den vorangegangenen Preisverleihungen, kein Buchmacher hatte sie auf der Liste.
Schön, könnte man sagen, endlich einmal bekommt ein frisches Gesicht, das nicht aus dem Kreis der üblichen Verdächtigen stammt, eine Chance. Könnte man. Oder man leitet eine Untersuchung ein, weil das so verdächtig ist, dass es nach Korruption bei den Juroren riecht - wie es die Academy nun macht. Schon traurig, wenn Berechenbarkeit die einzig vorstellbare Normalität ist. Gut, passt aber auch wieder zu Hollywood.