Bombe riss neun Menschen in den Tod. | Kurden könnten hinter dem Anschlag stecken. | Teheran. In der nordwestiranischen Stadt Mahabad sind am Mittwochvormittag bei einem Bombenanschlag während einer Militärparade neun Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt worden. Mahabad ist eine fast nur von Kurden bewohnte 170.000-Einwohner-Stadt, die zur Provinz West-Azarbaijan gehört und in der Vergangenheit immer wieder Schauplatz von Kämpfen zwischen Rebellen und Militärs war.
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Im Juli 2005 beispielsweise entflammte nach der Tötung des kurdischen Jugendlichen Shuaneh Ghaderi ein Aufstand gegen die iranische Regierung und weitete auf etwa zehn weitere kurdische Städte aus.
Die Explosion des Sprengsatzes erfolgte gleich am Beginn der "heiligen Woche des Widerstands gegen den Irak", bei der landesweit bei mehreren Veranstaltungen der Opfer des Iran-Irak-Krieges (22. September 1980 bis zum 20. August 1988) gedacht wird. Polizeiangaben zufolge waren die meisten Opfer Frauen und Kinder, da sich die Detonation inmitten einer Gruppe von Frauen ereignet habe, die der Parade beiwohnten.
Viele Provinzpolitiker, die in ihren Reden an die 500.000 Opfer während des Iran-Irak Krieges erinnerten, beschuldigten in einer ersten Reaktion kurdische Separatisten der Gräueltat.
Warnungen im Vorfeld
Beobachter sehen in dem Angriff einen Racheakt. In den vergangenen acht Wochen waren einige politische Aktivisten aus den Kurdengebieten im Iran, die sich offen gegen den Gottesstaat stellten, verhaftet, verprügelt und erschossen worden. Ihre Anhänger schworen der Führung in Teheran dafür immer wieder Vergeltung. Die westlichen Gebiete Irans haben einen beachtlichen Kurdenanteil aufzuweisen, vor allem in den Grenzgebieten zum Nordirak und der Osttürkei, wo militante Kurden schon seit Jahren Anschläge verüben.
Vahid Jalalzadeh, der Gouverneur der Provonz West-Azerbaijan, erklärte im TV, dass die iranische Führung "anti-revolutionäre Gruppen" als Verantwortliche für dieses schreckliche und traurige Ereignis sehe: "Ich habe das Gefühl, dass jene darauf aus waren, die Familien derer zu töten, die unabdingbar hinter den Militärs des Iran stehen", so Jalalzadeh weiter.
Hardliner erkrankt
Indes verdichten sich die Gerüchte, dass der Hardliner unter den Ayatollahs, Ahmad Jannati, der als Freitagsprediger und Vorsitzender des Wächterrates eine Hauptstütze des iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad ist, schwer krank ist. Zwar leitete er vergangenen Freitag noch das Gebet, muss jedoch seit mehreren Wochen fast täglich in die Teheraner Nobelprivatklinik "Baghiatollah". Noch Anfang September hatte Irans Führung Berichte, wonach Jannati im Koma liege, als "Lügen des Westens" dementiert. Nun bestätigt ein hoher Mitarbeiter des Krankenhauses, der namentlich nicht genannt werden will, gegenüber der "Wiener Zeitung": "Ja, er ist sehr oft bei uns und lässt sich behandeln. Nur so viel, es ist etwas Ernsteres."