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Blütenstaub über Wien

Von Eva Stanzl

Wissen
Pollen-Vorhersage soll Allergikern das Leben erleichtern.
© Bilderbox

Forschungsprojekt zur Vorhersage des Pollenflugs startet. | Blütenstaub, Windrichtung, Klima und Temperatur werden abgeglichen. | Wien. Sowie die Temperaturen steigen, geht es los: Zunächst jucken die Augen, dann rinnt die Nase. Manche Menschen spüren es auch auf der Haut. Die derzeitigen höheren Temperaturen im Bereich von zehn Grad bringen einen verfrühten Start der Pollen-Saison. Somit beginnt eine leidvolle Zeit für Blütenstaub-Allergiker noch mitten im Winter.


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"Frühblüher in günstigen Lagen brachten so manche Belastungen bereits am Wochenende. Das ist aber nur ein Vorgeschmack auf die Hauptblüte von Hasel und Erle. Besonders Haselpollen werden heuer in erheblichen Mengen erwartet", warnt der österreichische Pollenwarndienst. Und rät Allergikern, sich schon jetzt vom Arzt mit antiallergischen Medikamenten eindecken zu lassen. Allerdings beruhen die Warnungen auf Schätzungen. Denn bisher wurden Pollen-Konzentrationen erst gemessen, wenn sie bereits freigesetzt waren.

Ein Forschungsprojekt des Instituts für Biodiversität der Uni Wien und des Wiener Instituts für ubiquitäre Meteorologie stellt nun ein System zur präzisen Pollenflugvorhersage auf die Probe. Die neue Pollenfalle wurde im Botanischen Garten über den Dächern Wiens installiert. Sie soll vorhersagen, welche Blüten wann aus welchen Himmelsrichtungen kommen werden. Allergiker können sich zeitgerecht wappnen.

"Wenn wir auf Basis der Wettervorhersagen wissen, wann in Niederösterreich die Hasel zu blühen beginnt und woher der Wind kommt, können wir vorhersagen, wann die Belastung in welchen Teilen Wiens wie hoch sein wird", erklärt Ralf Bucher vom Zentrum für Biodiversität der Uni Wien.

Die Pollenfalle saugt die Umgebungsluft ein und überträgt die Partikel auf eine Klebefolie. Bucher und sein Team können daraus Konzentrationen von Pollen, Ruß und Sand in der Luft ablesen. Sie vergleichen die Daten mit der Tagestemperatur, der Blüte, der Vegetation, dem Klima in unterschiedlichen Teilen Österreichs und der Windrichtung. Aus den Werten soll eine Datenbank entstehen, die die Szenarien verknüpft. Ein für alle Blüten gültiger Algorithmus soll errechnet werden, der auf der Basis dieser Erfahrungswerte präzise Vorhersagen ermöglicht.

Mehr Pollen durchden Klimawandel

Fachleute beobachten zudem Zusammenhänge zwischen Klimawandel, Pollenflug und der wachsenden Zahl von Pollenallergikern. So scheint der Anstieg der Kohlendioxid-Konzentration die Pollenproduktion anzukurbeln. Auch Veränderungen in der Tagestemperatur über längere Zeiträume hätten einen Einfluss darauf, dass Pollen-Allergien früher im Jahr durch einen früheren Blühbeginn eintreten, so Bucher. Die Wiener Messdaten sollen daher erstmals auch mit Phänomenen des Klimawandels abgeglichen werden.

Pollen sind die häufigsten Allergie-Auslöser, die bei mehr als einer Million Menschen für laufende Nasen sorgen. Die Pollenfalle ist allerdings zunächst nur für ein Jahr durchfinanziert. "Ein echtes, sinnvolles Monitoring sollte aber über einen Zeitraum von 20 Jahren laufen, damit wir genug Erfahrungswerte sammeln können", sagt Bucher.

Links

Faculty Centre of Biodiversity of University Vienna

+++ Institut für ubiquitäre Meteorologie