Häufig Lipidsenker im Einsatz. | Gefahr im akuten Erkrankungsstadium. | Wien. Erhöhte Blutfettwerte sind ein Übel unserer Zeit und die beiden Transportstoffe des Cholesterins - LDL und HDL - in aller Munde. Inwieweit ein Zuviel oder ein Zuwenig des jeweiligen Lipoproteins gesundheitsschädlich ist, darüber scheiden sich nach wie vor die Geister. Klar ist: Ist der Cholesterinspiegel langfristig erhöht, steigt das Risiko, an einer Arterienverkalkung zu erkranken.
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Nicht selten werden daher heutzutage Lipidsenker eingesetzt. Doch werden Statine, gängige Cholesterinsenker, abrupt abgesetzt, kann dies schwere Folgen haben - zumindest bei Herzinfarkt- und Schlaganfallpatienten. Dies zeigt eine Studie von spanischen Forschern der Uniklinik in Santiago de Compostela.
215 Männer und Frauen, bei denen es infolge eines Blutgerinnsels zu einem Gehirnschlag gekommen war, haben an der Studie teilgenommen. Bis zum Zeitpunkt des Hirninfarkts hatten 40 Prozent der Probanden ein Statin eingenommen. Die Hälfte wurde weiter damit versorgt, bei der anderen Hälfte wurde darauf verzichtet.
Die Folge: In der zweiten Gruppe wurden in drei Monaten 60 Prozent pflegebedürftig oder erlagen einem Schlaganfall, so die Wissenschafter im Blatt "Neurology". In der Vergleichsgruppe waren es "nur" 40 Prozent. Die Wissenschafter sehen die Ursache in einem ausgeprägten Absterben von Hirnsubstanz bei einem abrupten Abbruch der Therapie. So führte der Gefäßverschluss im Gehirn der Patienten, bei denen die Statine nicht weiter gegeben wurden, zu einem zwei- bis dreimal so großen Verlust an Hirngewebe.
Auch Herzinfarktpatienten tragen demnach ein erhöhtes Risiko schwerer Folgeschäden, setzt man Cholesterinsenker im akuten Erkrankungsstadium aus.
Mangel an Stickoxid
Die genauen Gründe sind noch unklar. Jedoch dürfte ein Mangel an Stickoxid, einem Botenstoff, der die Gefäße vor entzündlichen Faktoren und Thrombosen schützt, eine wichtige Rolle spielen. Durch die Anwendung von Statinen wird Stickoxid vermehrt freigesetzt. Werden sie abgesetzt, geht die Produktion des gefäßschonenden Stoffes stark zurück. Da bei Gefäßverschlüssen große Mengen an Entzündungsstoffen ausgeschüttet werden, fällt ein Mangel an Stickoxid schwer ins Gewicht.
Wissen: Cholesterin
Cholesterin wird den Lipiden (Fetten) zugerechnet und vom Körper selbst hergestellt. Etwa ein Drittel wird über die Nahrung zugeführt. Es dient dem Aufbau von Hormonen, der Gallensäureproduktion in der Leber und dem Aufbau neuer Gewebe. Für gewöhnlich wird Cholesterin in Organen wie Leber, Nieren, Gehirn oder Herz gespeichert. Um es in die Zellen zu transportieren, wird das Cholesterin an Trägersubstanzen, die Lipoproteine, gebunden. Die wichtigsten zwei Typen sind das "böse" LDL (low density lipoprotein) und das "gute" HDL (high density lipoprotein). LDL transportiert das Cholesterin in die Zellen, HDL schickt das überschüssige Cholesterin zurück in die Leber. Der ideale Gesamtcholesterinwert liegt unter 200 Milligramm pro Deziliter Blut.