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Blutig, effizient und inoffiziell

Von Konstanze Walther

Politik

Private Armeen aus Russland und den USA fungieren als Gewaltverstärker in Bürgerkriegsländern wie Libyen und Syrien.


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Solange es bewaffnete Konflikte gibt, wird es Söldner geben: Menschen, die oft einmal in einem nationalen Heer gedient haben und sich dann von einer Privatarmee anheuern lassen. Ab da werden keine nationalen oder internationalen Interessen mehr vorgeschoben, es geht rein um Bezahlung und um Bestbieter, die sich ein solches Heer leisten wollen. Und die Söldnerheere haben noch einen angenehmen Nebeneffekt: Werden ihnen Verbrechen vorgeworfen, dann haben Auftraggeber oder Regierungen meistens offiziell nichts damit zu tun.

Eine jüngere Söldnertruppe, die in letzter Zeit viel von sich reden macht, ist die sogenannte Wagner-Gruppe aus Russland. Der Name rührt vom selbstgewählten Kampfnamen des angeblichen Gründers Dimitri Utkin, eines Bewunderers des Dritten Reichs und Veteranen der Tschetschenien-Kriege. Seine gleichnamige Söldnertruppe Wagner trat erstmals bei dem Ukraine-Konflikt in Erscheinung. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete 2017, dass die Söldnertruppe 6.000 Kämpfer umfasste. Genauere Informationen sind schwer zu bekommen - Mitglieder unterschreiben angeblich auch einen Geheimhaltevertrag, der sich auf zehn Jahre erstreckt. Selbst Familienmitglieder dürfen nicht wissen, wo sich die Söldner befinden und in welche Aktivitäten sie sich verstricken. Dafür schaut die internationale Gemeinschaft zunehmend interessierter auf die Handlungen der Söldner, die oft in afrikanische Bürgerkriegsländer entsandt werden. Und zwar oft dort, wo sich Moskau offiziell nicht einmischen wollte.

So ist es offenbar in Libyen der Fall. Nach Angaben der UNO waren Ende 2020 noch rund 20.000 ausländische Soldaten und Kämpfer im Land, vor allem russische Söldner und türkische Soldaten. Laut dem Waffenstillstandsabkommen hätten sich ausländische Truppen und Söldner spätestens im Jänner 2021 zurückziehen müssen. Nichts geschah.

Menschenrechtsverletzungen

Erst Ende März meldeten UN-Experten "schwere Menschenrechtsverletzungen", die von russischen Söldnern in der Zentralafrikanischen Republik begangen worden seien. Die Söldner kämpfen an der Seite der regulären Streitkräfte des Landes und "in gewissem Maße" auch von UN-Blauhelmsoldaten im Einsatz, fügten die UN-Experten hinzu.

Zu den Menschenrechtsverletzungen zählen Massenerschießungen, willkürliche Festnahmen, Folter, Verschwindenlassen, willkürliche Angriffe auf zivile Einrichtungen und Angriffe auf humanitäre Helfer.

Im März wurde zudem Strafanzeige nach einer brutalen Hinrichtung gegen die russischen Söldner gestellt. Tatort: das Bürgerkriegsland Syrien. Der Bruder des Opfers klagte gemeinsam mit NGOs in Russland. Ihr Argument: Russisches Recht müsse vor russischen Staatsbürgern schützen. Die NGOs aus Frankreich, Russland und Syrien berufen sich auf ein zweiminütiges Video, das mutmaßliche Wagner-Söldner zeigt, wie sie 2017 einen unbewaffneten Mann aus Syrien foltern und enthaupten und den Körper dann in Brand setzen.

Es sind beileibe nicht nur regierungsnahe Söldner aus Russland aktiv. Der US-Amerikaner Eric Prince, seines Zeichens ein bekannter Unterstützer des ehemaligen Präsidenten Donald Trump, hat ebenfalls eine Söldnerfirma namens Blackwater gegründet. Prince hat laut einer UN-Veröffentlichung aus dem Februar 2021 niemand Geringerem als dem libyschen Warlord Khalifa Haftar 2019 Hilfe in seinem Kampf gegen die international anerkannte Regierung des Landes angeboten. Sogar ein Programm zur Entführung und Tötung von hochrangigen feindlichen Personen war Teil des Pakets. Prince habe in der Folge Kriegsflugzeuge ins Land gebracht und damit gegen das geltende Waffenembargo für Libyen verstoßen.

Prince ist zudem der Bruder Trumps Ex-Bildungsministerin Betsy DeVos. In einem seiner Akte begnadigte Trump diesen Winter vier Söldner von Blackwater, die in Bagdad mehrere Zivilisten erschossen haben sollen.