USA verurteilen Gewalt. | Sanaa/Taiz/Washington. Mit 19 getöteten Regierungsgegnern binnen 24 Stunden ist die Revolte im Jemen erneut blutig eskaliert. Allein in der Hauptstadt Sanaa töteten Sicherheitskräfte und Milizionäre in der Nacht auf Donnerstag zwölf Demonstranten, wie Krankenhausmitarbeiter berichteten.
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Rund 230 Menschen wurden bei den Auseinandersetzungen in Sanaa seit Mittwochabend durch Schüsse verletzt. Ein Augenzeuge sagte im Lokalradio, auch Heckenschützen hätten in die Menge gefeuert, die vom zentralen Platz des Wandels zum Regierungssitz zog. Als der Protestzug etwa 200 Meter von dem Gebäude entfernt gewesen sei, hätten die Sicherheitskräfte das Feuer eröffnet.
Am Donnerstag blieb die Lage auf dem Platz des Wandels in der Hauptstadt angespannt. Dort campieren seit dem 21. Februar zahlreiche Regierungsgegner.
In anderen Teilen des arabischen Landes wurden am Mittwoch vier weitere Menschen bei Demonstrationen getötet. In Al-Baidha im Südosten starben zudem drei Regierungsgegner durch Schüsse, als sie am Donnerstag Porträts von Präsident Ali Abdallah Saleh zerrissen; Zeugen und die Opposition berichteten, dass vom benachbarten Gebäude der Regierungspartei CPG aus geschossen worden sei.
In Taiz rund 200 Kilometer südlich der Hauptstadt Sanaa schossen Sicherheitskräfte mit Maschinengewehren in die Luft, um Proteste gegen den autokratischen Präsidenten Ali Abdullah Saleh aufzulösen. Dutzende Menschen, die Straßenblockaden errichtet hätten, seien verletzt worden, berichtete ein Reporter der Nachrichtenagentur Reuters.
Opposition fordert mehr internationalen Druck
Die Opposition fordert mehr internationalen Druck auf Saleh. Das "Schweigen der internationalen Gemeinschaft" werde von Saleh als "Freibrief" aufgefasst, die Demonstrationen gegen seine 32-jährige Langzeit-Herrschaft unter Einsatz der Sicherheitskräfte immer wieder blutig zu unterdrücken, hieß es in einer Erklärung des Oppositionsbündnisses JMP. Die Stellungnahme, die am Donnerstag in Sanaa veröffentlicht wurde, richtete sich konkret an die Europäische Union, die USA und die benachbarten arabischen Staaten, darunter Saudi-Arabien.
Die USA verurteilten die Gewalt im Jemen. Die US-Regierung sei "tief beunruhigt" über die neuerliche Eskalation, erklärte der Sprecher Außenamts in Washington, Mark Toner. Die Sicherheitskräfte des Landes sollten "größte Zurückhaltung" üben. Die Machtübergabe im Jemen müsse "unverzüglich beginnen". (APA/AFP/Reuters/dpa)
Dossier: Umbruch in der arabischen Welt