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Blutige Nofretete gegen "Pharao"

Von WZ-Korrespondentin Christine Zeiner

Politik

Demonstrationen in Berlin gegen den Besuch des ägyptischen Präsidenten.


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Berlin. "Mörder!" "Mursi raus!" Die Rufe der Demonstranten hört man bis zum Berliner Kanzleramt - doch Ägyptens Staatschef Mohammed Mursi ist gut abgeschirmt. Großflächig ist das Areal abgesperrt. Nur mit Pass und Presseausweis kommt man zum Gebäude hin, eingelassen wird man nur zu einer bestimmten Uhrzeit und nur mit Akkreditierung. Mursis Wagen braust durch die Willy-Brandt-Straße, vorbei an der Absperrung, hinter der dutzende Menschen stehen.

Sie sind gekommen, um auf Menschenrechtsverletzungen in Ägypten aufmerksam zu machen, sie wollen, dass Kanzlerin Angela Merkel im Gespräch mit Mursi deutlich wird. Kurze Zeit später hört man die Bundeshymnen aus dem Hof des Kanzleramts - der Präsident wird mit militärischen Ehren empfangen. Die "Mörder"-Rufe kommen dagegen nicht an.

Die Demonstranten erklären, Menschenrechtsverletzungen gebe es heute wie unter dem langjährigen Machthaber Hosni Mubarak. Medien würden eingeschüchtert, Journalisten verfolgt, auch ermordet, die Justiz müsse unabhängig werden. "You are on Berlins Tahrir Square" ist auf einem Plakat zu lesen. Wie könne Mursi in so einer Zeit mit Chaos und Toten nicht im eigenen Land sein, fragt ein Demonstrant aufgebracht. "Polizei- und Militärgewalt aufklären", fordern Menschenrechtler auf Plakaten, einige tragen Masken: die von Nofretete, der Hauptfrau des Pharaos Echnaton. Dazu hat Amnesty zwei große Nofretete-Pappfiguren aufgestellt. Eine trägt eine blutverschmierte Augenbinde, die andere eine Gasmaske - ein Protest gegen die Herrschaft des "neuen Pharaos" Mursi, wie Amnesty erklärt.