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Blutige Terroranschläge in Nigeria finden kein Ende

Von Nadja Kwapil

Politik

Angriffe auf Polizei und Militär: Sekte Boko Haram wird verdächtigt.


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Kano. In den nordnigerianischen Städten Kano und Kaduna kam es erneut zu schweren Anschlägen. Ziel der Angriffe war zunächst ein Polizeirevier in Kano, in denen Mitglieder der radikalislamistischen Sekte Boko Haram gefangen gehalten werden. Die Sekte soll auch hinter dem Attentat stehen. In Kaduna setzte sich der Terror dann fort: Zwei Augenzeugen berichteten, dass ein Auto in ein Militärgelände gerast und mit dem Attentäter explodiert sei. Wenig später ging eine weitere Bombe im Hauptquartier der nigerianischen Armee hoch. Die Gesamtzahl der Opfer war vorerst unklar.

Ob tatsächlich die Boko Haram für all die Anschläge verantwortlich ist, ist noch nicht restlich geklärt. Bis Dienstag gab es kein ausdrückliches Bekenntnis zu den jüngsten Angriffen. Die Attentate tragen jedoch die Handschrift der radikalen Sekte.

Nigeria leidet seit einigen Wochen verstärkt unter dem Terror der Boko Haram. Rund 200 Menschen sind bei den bisher schwersten Terroranschlägen während der Weihnachtsfeiertage ums Leben gekommen. Damals hatte sich die Boko Haram per YouTube-Video zur Tat bekannt. Seitdem reißen die Unruhen in dem westafrikanischen Land mit 150 Millionen Einwohnern nicht ab. Die Sekte setzt sich gewaltsam für die Errichtung eines radikalislamistischen Staates ein, ihr werden Verbindungen zur Al-Kaida nachgesagt.

Schätzungen gehen davon aus, dass Boko Haram derzeit 4500 Mitglieder hat. Viele davon sollen junge, reiche Muslime sein. Was sie so gefährlich macht, sind ihre Verbindungen zur Politik und zur Exekutive. Der nigerianische Präsident Goodluck Jonathan wies erst vor kurzem darauf hin, dass es einige Sympathisanten der Boko Haram unter den nigerianischen Politikern und im Sicherheitsapparat gibt.

Der von Experten als "schwach" titulierte Jonathan ist unter Druck, den Gewaltakten der Sekte ein Ende zu setzen. Dazu müsste er eine ganze Ideologie zu Fall bringen. Der Name "Boko Haram" ist nämlich zugleich Programm der Terrororganisation. Übersetzt bedeutet er: "Westliche Bildung ist Sünde". Er bringt den ideologischen Standpunkt der Sekte zur Geltung: Westlicher Einfluss zerstöre demnach die Kultur des islamischen Nordens Nigerias - ob nun in Gestalt von Politik, der Unterhaltungsindustrie oder des Christentums.