Zum Hauptinhalt springen

Blutige Unruhen in Bahrain

Von WZ Online

Politik

Sicherheitskräfte schlugen Proteste nieder. | Oppositionsführer spricht von "katastrophalen Folgen" für Stabilität des Landes. | Manama. Im Golfstaat Bahrain haben Sicherheitskräfte die Protestbewegung niedergeschlagen. Mindestens vier Menschen wurden laut Opposition in der Hauptstadt Manama in der Nacht auf Donnerstag getötet, als Sondereinheiten einen von Demonstranten besetzten Platz räumten. | Dossier: Umbruch in der arabischen Welt


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Während die Regierung vorgab, zuvor sämtliche Möglichkeiten eines Dialogs ausgeschöpft zu haben, kritisierte die Opposition das unangekündigte Eingreifen der Beamten.

Nach Angaben von Zeugen und der Opposition gingen die Sicherheitskräfte mit Tränengas, Gummigeschoßen und Splitterkugeln gegen die Demonstranten auf dem Platz der Perle vor. Dort campierten seit Dienstag etliche Menschen, um ihren Forderungen nach einem Systemwechsel Nachdruck zu verleihen. Hunderte Menschen hätten dort auch in der Nacht auf Donnerstag gezeltet, als sie angegriffen worden seien, sagte ein 37-jähriger Augenzeuge. Mindestens vier Schiiten kamen nach Angaben ihrer Angehöriger und der Opposition bei dem gewaltsamen Einsatz ums Leben, rund 95 Menschen wurden verletzt, 60 Personen werden nach Angaben eines Oppositionsvertreters vermisst.

Schiiten gegen Sunniten

Die Protestbewegung umfasst in dem gerade einmal eine Million Einwohner zählenden Bahrain die mehrheitlich schiitische Bevölkerung, die gegen die sunnitische Dynastie unter König Mohamed bin Issa al Khalifa aufbegehrt. Sie bemängeln vor allem Diskriminierungen auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt sowie bei den Sozialdiensten.

"Tod für Al Khalifa", riefen Hunderte Menschen nach dem Polizeieinsatz vor dem Krankenhaus Salmaniya. Andere standen dort zum Blutspenden an. Auf dem Platz der Perle bauten Sicherheitskräfte unterdessen die Zelte der Demonstranten ab. Nach Angaben von Zeugen bezogen dort Dutzende Panzer Stellung. Weitere Armee-Fahrzeuge wurden demnach aus dem Norden des Landes in die Hauptstadt beordert.

Ministerium verteidigt hartes Vorgehen

Das Innenministerium begründete das Vorgehen mit der Unnachgiebigkeit einiger Demonstranten. Der Platz sei geräumt worden, nachdem "alle Möglichkeiten eines Dialogs ausgeschöpft" gewesen seien, hieß es in einer Erklärung, die von der amtlichen Nachrichtenagentur BNA verbreitet wurde. "Einige haben den Ort selbst verlassen, während andere sich dem Gesetz nicht fügen wollten." Die Armee erklärte, sie habe "Präventivmaßnahmen" ergriffen, um die öffentliche Ordnung und Sicherheit wiederherzustellen.

"Wilder Eingriff"

Der Führer der wichtigsten schiitischen Oppositionsbewegung Al Wifak, Scheich Ali Salman, sprach hingegen von einem "wilden und unberechtigten Angriff", der "katastrophale Folgen" für die Stabilität des Landes haben werde. Aus Protest gegen den Polizeieinsatz wollte sich der Oppositionsblock von Al Wifak noch am Donnerstag geschlossen aus dem Parlament zurückziehen, wie ein Abgeordneter sagte. Der Fraktion gehören 18 der 40 Abgeordneten im Parlament an.

Seit Beginn der Protestbewegung am Montag kamen in Bahrain sechs Menschen ums Leben. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton rief die Regierung auf, das Recht auf Versammlungsfreiheit zu achten. Sie forderte zugleich "Ruhe und Zurückhaltung". Die Außenminister der Golfkooperationsrats beriefen für Donnerstag eine Sondersitzung in Manama ein. Nach Angaben der Regierung in Bahrain soll damit die Staatsspitze unterstützt werden.

Bahrains Hauptstadt Manama ist der Heimathafen der 5. US-Flotte.

Formel-1-Grand-Prix vor Absage

Der die WM-Saison eröffnende Formel-1-Grand-Prix in Bahrain könnte nach den Unruhen in Manama abgesagt werden F1-Boss Bernie Ecclestone bestätigte am Donnerstag, dass diese Möglichkeit im Raum steht. (APA/AFP/dpa/Reuters)

Landkarte von StepMap