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Sedia Uno. So heißt der Renner bei der Berliner Möbeldesignfirma Cucula. Es ist ein klotziger Holzstuhl und kostet 160 Euro das Stück. Der Clou: Die Tischler sind fünf Asylwerber. Das Material sind zum Teil Reste jener Flüchtlingsboote, die in Lampedusa ankommen - oder vor der Küste versinken. Die Medien jubeln. Endlich eine kreative, humane Art das Arbeitsverbot für Asylwerber zu umgehen.
Geld bekommen die fünf Männer keines. Das erlaubt das Gesetz nicht. Dafür gibt es Fahrscheine, Essen und Arbeitskleidung. Langfristig will man ihnen eine Ausbildung finanzieren. Erfolg auf ganzer Linie also. Shopping mit gutem Gewissen. Die Hipsterwelt ist entzückt. Um 160 Euro kann sich jeder ein kleines Mahnmal europäischer Asylpolitik für das Wohnzimmer leisten, inklusive Angstschweiß auf der Armlehne. Man gönnt seinen Gästen ja sonst nichts, ein bisschen vertrocknetes Flüchtlingsblut muss schon drinnen sein, um die Leute mit Tiefsinn bei Laune zu halten.
Wie schade nur, dass die Kollektion mit den Wrackteilen bereits ausverkauft ist. Am Material kann es nicht liegen. Denn Nachschub gibt es an der Küste des Mittelmeers genug.