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Blutiges Weihnachten: Unruhen nach Anschlag auf christliche Kopten

Von Stefan Beig

Politik

Spannungen zwischen Muslimen und Christen. | Kairo/Wien. Tödlich endete in der Nacht auf Donnerstag eine Weihnachtsmesse für koptische Christen in Ägypten. Als die Besucher der Messe die Kirche verließen, eröffneten Unbekannte aus einem vorbeifahrenden Auto das Feuer und schossen in die Menge. Von bis zu acht Toten und 21 Verletzten sprechen die Medien.


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Der Angriff in der Ortschaft Nag Hamadie in der Provinz Kena, rund 650 Kilometer südlich von Kairo, war der folgenschwerste auf koptische Christen seit zehn Jahren. Die dortigen Kopten reagierten wütend, weil sie dem Staat vorwerfen, nicht genug zu ihrem Schutz zu unternehmen. Die Polizei löste eine Demonstration, bei der drei Autos zerstört worden sein sollen, mit Tränengas auf.

Weihnachten feiern die Kopten - wie viele christliche Kirchen des Ostens - gemäß dem julianischen Kalender am Vorabend des 7. Jänner. Sie sind die größte christliche Gemeinschaft im Nahen Osten und machen zwischen sechs und zehn Prozent der ägyptischen Bevölkerung aus. Bischof Kirollos von der Diözese Nag Hamadie, der beim Angriff unverletzt blieb, vermutet, dass er das eigentliche Ziel der Mörder gewesen sei.

Einige Beobachter sehen den Anschlag im Zusammenhang mit Spannungen zwischen Muslimen und Christen, zu denen es in der oberägyptischen Provinz Ende November kam. Damals wurden etliche koptische Geschäfte verwüstet, nachdem ein Kopte beschuldigt wurde, ein muslimisches Mädchen vergewaltigt zu haben.

Für die seit den 80er Jahren ansteigende Gewalt gegen Kopten machen die meisten Ägypter das Erstarken des politischen Islam verantwortlich. Das bislang schlimmste Koptenmassaker ereignete sich im Jänner 2000 in der oberägyptischen Ortschaft El Koscheh zum Jahreswechsel. Nach einem Streit töteten islamische Fanatiker 21 koptische Christen. 2006 wurden bei Angriffen auf drei Kirchen in Alexandria ein Kopte getötet und 17 weitere verletzt.

2003 erklärte Ägyptens Präsident Hosni Mubarak den 7. Jänner überraschend zum Staatsfeiertag, was von muslimischer Seite großteils Zustimmung erntete. Einzig von strengen Muslimen, darunter den Muslimbrüdern, die auch im ägyptischen Parlament vertreten sind, kam Kritik. Einige Muslime in Ägypten feiern Weihnachten auch gemeinsam mit Christen.

Verurteilt wurde der Übergriff von der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ). Die Wiener SP-Landtagsabgeordnete Omar Al-Rawi erklärte in seiner Funktion als IGGiÖ-Integrationsbeauftragter: "Mit Trauer und Besorgnis haben wir von dem Anschlag auf koptische Christen nach der Weihnachtsmesse in Ägypten erfahren. Diese Tat verurteilen wir auf das Schärfste und drücken der koptischen Gemeinde in Österreich unsere Anteilnahme aus."

Siehe auch:Analyse: Mubarak sitzt zwischen den Stühlen

+++ Gaza-Blockade bringt Ägypten unter Druck