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BMW und Mini bremsen keineswegs

Von Helmut Dité

Wirtschaft

Steyr lieferte mehr als 800.000 Motoren. | Der "Mini" legte besonders stark zu. | Wien. Krise auf dem Automarkt? Welche Krise? BMW-Austria-Chef Gerhard Pils lächelt entspannt: Die Bayern haben im durchwachsenen Autojahr 2007 in allen Bereichen neue Rekorde aufgestellt. Weltweit wurden um gut neun Prozent mehr Autos mit dem blauweißen Emblem auf dem Kühler verkauft, erstmals übersprang der Münchner Konzern die "magische" Zahl von 1,5 Millionen Stück ausgelieferten Fahrzeugen.


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In Österreich hat man als einzige der Top-Ten-Marken im einem schrumpfenden Markt ebenfalls um 9,4 Prozent zulegen können und so viele Autos verkauft wie noch nie: Der Marktanteil stieg auf 4,7 Prozent.

Nach den Lieferschwierigkeiten während der Erweiterung der Produktionsanlagen in Oxford im Jahr 2006 boomte der neue "Mini" geradezu: Die Verkäufe in Österreich legten um mehr als 80 Prozent zu, weltweit immerhin um fast ein Fünftel.

Gerade in die heftigen Debatten um CO 2 -Reduktion und die hier anstehende Ökologisierung der Normverbrauchsabgabe (NoVA) ging und gehe man bestens gerüstet: "Das Thema ist nicht neu für uns - wir optimieren seit Jahren jede neue Generation von Motoren auf mehr Leistung bei weniger Verbrauch", resümierte Pils am Donnerstag vor der Presse in Wien. 70 Prozent der in der Alpenrepublik verkauften BMW liegen deshalb schon jetzt unterhalb der ab Juli 2008 geltenden Malus-Grenze von 180 Gramm CO 2 pro Kilometer, einzelne BMWs und eine Handvoll von Minis kämen unter die Bonus-Schwelle von 120 Gramm.

Das seit 2002 entwickelte Konzept "Efficient Dynamics" - mit u. a. Start-Stopp-Automatik des Motors und Bremsenergierückgewinnung - räumte im vergangenen Jahr in Deutschland und Österreich alle wichtigen Umweltpreise für den Automobilsektor ab. Dennoch macht die europäische Diskussion um die Klimaziele auch BMW Sorgen: "Es wird an der falschen Schraube gedreht", kritisierte der Geschäftsführer des BMW-Motorenwerks Steyr, Andreas Wendt. Die wirklich großen CO 2 -Einsparungen seien nämlich nicht bei den relativ wenigen verbrauchsstarken Pkw, sondern über die Massenmodelle zu holen.

Die ganze Diskussion sei für Österreich alles andere als theoretisch, warnte Pils: "Wenn die deutsche Autoindustrie weniger Fahrzeuge verkaufen kann, spürt das auch die österreichische Zulieferindustrie sehr stark."

BMW hat in seiner Motorenfabrik in Steyr im vergangenen Jahr mit 817.000 Aggregaten um 16 Prozent mehr als 2006 produziert - ein neuer Rekord - und dabei die Produktivität in ähnlichem Ausmaß gesteigert: Die Anzahl der Beschäftigten blieb gegenüber 2006 mit rund 2700 Mann Stammpersonal annähernd gleich. Von Kürzungen, wie das Münchner Stammhaus sie jüngst vor allem für Leihpersonal angekündigt hatte, sei man aber ebenfalls weitgehend gefeit: "Wir sind in Steyr deswegen in einer so guten Position, weil wir immer schon flexibel waren und durch ein neues Arbeitszeitmodell mit wechselnden Schichtdauern noch flexibler geworden sind". Das Motorenwerk Steyr werde mittelfristig auch von einer Steigerung des Dieselanteils auf dem US-Markt, dem größten Einzelmarkt von BMW, profitieren, glaubt Wendt. Eine Motorenfabrik in den USA sei nicht geplant.

Österreich hat im vergangenen Jahr insgesamt um 5,8 Mrd. Euro Pkw und Kombis aus dem Ausland importiert, BMW hat aus Österreich etwa 4,8 Mrd. Euro an automotiven Produkten abgenommen - davon für 3 Mrd. Motoren aus Steyr. "Damit haben nur wir allein etwa 80 Prozent aller Importe kompensiert", rechnete Pils vor. Der X3, der noch bis 2010 bei Magna Steyr in Graz gebaut wird und dessen Produktion dann in die wegen der Dollarschwäche kostengünstigere USA abwandert, sei dabei nicht mitgerechnet, hieß es.

In Graz soll dann ab 2010 eine Geländeversion des Bestsellers Mini - Arbeitstitel "Colorado" - von den Bändern laufen. Anfangs allerdings in geringeren Stückzahlen, räumt Pils ein. "Aber auch der X3 war am Anfang mit viel kleineren Stückzahlen geplant, bevor er Bestseller wurde".