In Jamaika hat sich eine Kampagne formiert, die einen ganzen Hügel aus religiösen Gründen unter Denkmalschutz stellen will.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Ihr Opa hat den Rastafaris zu internationaler Bekanntheit verholfen, jetzt kämpft Donisha Rita-Claire Prendergast auf Jamaika für den Erhalt eines Heiligtums dieser Glaubensrichtung. Die 29-Jährige ist die Enkelin von Reggae-Legende Bob Marley und hat eine Kampagne für den "Pinnacle" gestartet. Auf diesem Hügel im Westen der Hauptstadt Kingston befindet sich ein Tabernakel. So heißen die Gebetshäuser dieses Glaubens, der eine Mischung aus Altem Testament und afrikanischer Spiritualität ist. Dort hatte Leonard P Howell einst in den 1930er Jahren eine autarke Rasta-Gemeinde gegründet. Howell ist einer der Urväter der Rastafaris auf Jamaika und wird auch der erste Rasta genannt. 4500 Gläubige lebten damals in dieser speziellen Gemeinde. Ein Teil des Hügels wurde bereits unter Denkmalschutz gestellt. Doch die Kampagne rund um Prendergast fordert, dass das gesamte Gebiet bewahrt und der Strömung der Howell-Familie und somit der Glaubensgemeinschaft der Rastafari übergeben wird. Der Grund gehört allerdings einem Immobilienunternehmen, wie ein jamaikanisches Gericht beschied. Die Rastafari wiederum behaupten schon seit längerem, dass dieses Eigentum zu unrecht bestehe. Monty Howell, der Sohn des verstorbenen Ur-Rastafari, versichert, dass die Grundbuchauszüge, die das Eigentum der Howells bewiesen, von den damaligen britischen Kolonialbehörden in den 30er und 40er Jahren zerstört worden seien. Sie hätten den Besitz als "anmaßend" empfunden. "Kein Schwarzer hat ein Landstück wie den Pinnacle besessen. Die haben alles getan, um meinen Vater von dort zu vertreiben", sagte Howell gegenüber der Zeitung "Daily Observer". Dies sei schließlich 1953 gelungen. Mit Prendergast hat die Bewegung prominente Unterstützung. Nicht nur wegen ihres berühmten Großvaters. Prendergast hat es in Jamaika zu einiger Bekanntheit gebracht. Die an der Howard Universität in Washington ausgebildete Schauspielerin wirkte an dem Film "RasTa: A Soul’s Journey" mit, einem Dokumentarfilm, in dem sie sich in acht Ländern auf die Suche nach dem Ursprung ihrer Religion begibt. Daneben kennt man sie als Model, Tänzerin und Poetin. Ihre Kampagne "Occupy Pinnacle" beginnt sich bereits in den sozialen Medien auszubreiten. Mit rund hundert weiteren Anhängern hat Prendergast den Platz besetzt, auf dem die Immobilienfirma eigentlich schon ein schickes Bauprojekt geplant hat. Gegenüber der jamaikanischen Zeitung "The Gleaner" erklärte Prendergast: "Wir gehen hier nicht weg, einer um den anderen versammeln wir uns hier, campen und überlegen, was zu tun ist." Denn immerhin: Der Fall wird nun erneut vom Gericht aufgerollt.