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Boden zum Nulltarif?

Von Tamás Dénes

Europaarchiv

Wien - Wie eine Studie des Meinungsforschungsinstitutes Gallup belegt, ist das Wissen des ungarischen Durchschnittsbürgers um die Positionen der EU-Kommission zu den verschiedenen Beitrittsverhandlungskapiteln mehr als dürftig.


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Ein Tatbestand, der erwiesenernmaßen Vorurteilen und der Bildung von Gerüchten Vorschub leistet. Die meisten Vorbehalte gibt es in Ungarn im Bereich Landwirtschaft. Während man sich in Österreich Sorgen um einen möglichen Ansturm billiger Arbeitskräfte macht, fürchten die Ungarn um ihren Ackerboden. Es gibt Spekulationen, den Ungarn stünde wegen ihrer billigen Grundstückspreise ein Ausverkauf bevor: Ungarischer Boden ist fallweise um das 30fache billiger als im EU-Schnitt.

Die Position der EU dazu ist klar: Solange in Ungarn der Markt für Grund und Boden nicht geöffnet wird, wird Österreich seinen Arbeitsmarkt für den südlichen Nachbarn nicht öffnen. Die Brüsseler Lösung des Konflikts lautet bislang: Sieben Jahre Übergangsfrist in den beiden Bereichen, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Dabei besteht aber die Chance, dass nach zwei Jahren und einem Revisionsverfahren die Regelung aufgehoben wird. Allerdings: Nur 18 Prozent der Ungarn wissen laut Gallup davon.

In Ungarn hat man sich mit dieser Lösung mittlerweile abgefunden. Aber selbst der Mann, der auf ungarischer Seite die Regelung ausverhandelt hat, Ex-Premier Viktor Orban, scheint laut jüngsten Äußerungen nicht ganz zufrieden. Allgemein ist man der Auffassung, dass bei den Verhandlungen mehr zu holen gewesen wäre.