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Bodenverbrauch als "schleichende Katastrophe"

Von Barbara Sorge

Politik

Dem Boden sollte nicht nur als Bauland, sondern auch zur Ernährungssicherung Bedeutung beigemessen werden.


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Eigentlich sollten täglich nur 2,5 Hektar Land in Österreich neu verbraucht werden. Tatsächlich sind es auch dieses Jahr wieder mehr, denn die "Nachhaltigkeitsrenze" wurde bereits am vergangenen Montag überschritten.

Auf die Bedeutung von Boden auch für den Klimaschutz haben am Donnerstag erneut Wissenschafter aus verschiedenen Disziplinen in einem Pressegespräch der Scientists for Future, gemeinsam mit dem Diskurs Wissenschaftsnetz hingewiesen.

Kirsten von Elverfeldt, Geografin an der Universität Klagenfurt, sagte, dass das Problem beim Klimawandel daran liege, dass man die Konsequenzen der Fehler, die man heute macht, nicht sofort, sondern erst in einigen Jahren merken würde. Da der Verbrauch vorwiegend jenen Boden betrifft, der auch für die Landwirtschaft nutzbar wäre, gäbe es "immer mehr Tische, aber immer weniger Essen, das man draufstellen könnte", so Elverfeldt

Auf die Notwendigkeit der Ernährungssicherung machte auch Andreas Baumgarten von der AGES aufmerksam. Derzeit hätte der Boden als Bauland eine sehr hohe Priorität, dabei sei er auch für die Pflanzenproduktion, als Speicher, Filter, für die Biodiversität und als Erholungsfaktor wichtig. In den kommenden 20 bis 30 Jahren sei mit Ertragseinbußen zwischen 20 und 30 Prozent österreichweit beziehungsweise zwischen 30 und 50 Prozent im östlichen Teil des Landes zu rechnen, so der Leiter der Abteilung Bodengesundheit und Pflanzenernährung. Daten wie diese sollten auch in die Raumplanung einfließen.

Die Raumordnung sei Ländersache und habe vielfältige Interessen unter einen Hut zu bringen, schloss Arthur Kanonier, Leiter des Forschungsbereichs Bodenpolitik und Bodenmanagement an der TU Wien an. Auch der Experte zum Raumordnungsrecht bemerkt, dass das Bauen immer einen positiven Wert hatte und der Bodenschutz demgegenüber ein geringeres Gewicht einnimmt.

Mögliche Maßnahmen

Auch mögliche Maßnahmen, um den Bodenverbrauch einzudämmen, führten die Wissenschafter an. So sprach Baumgarten eine kombinierte Verwendung an, wo zum Beispiel Photovoltaik-Anlagen mit dem Anbau von Futter- oder Lebensmitteln kombiniert werden könnten. Auch eine Agroforstwirtschaft, eine Verbindung von land- und forstwirtschaftlicher Nutzung, wäre denkbar, sagte von Elverfeldt. Für Kanonier wäre es wichtig, die Außenentwicklung zurückzunehmen und die Innenentwicklung voranzutreiben. Wichtige Instrumente dazu wären Rückwidmungen oder auch eine Baulandmobilisierung.

Baumgarten zeigte einige Initiativen auf, die derzeit Lösungsvorschläge erarbeiten. Im Rahmen der Bodenschutzstrategie des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus werde etwa im Hinblick auf den flächenmäßigen Bodenschutz ein Diskussionsprozess angeregt. Außerdem gebe es zu diesem Thema die Initiative "Gemeinsam für unseren Boden" der Bundesländer.

Bodenverbrauch

Das Umweltbundesamt definiert Bodenverbrauch als den Verlust biologisch produktiver Böden durch Verbauung für Siedlungs- und Verkehrszwecke, aber auch für intensive Erholungsnutzungen, Deponien, Abbauflächen, Kraftwerksanlagen und ähnliche Intensivnutzungen.

Knapp die Hälfte davon (41 Prozent) wird versiegelt, also mit einer wasserundurchlässigen Schicht überzogen.

Zahlen zum Bodenverbrauch des Umweltbundesamts