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Boeing gegen Airbus: Die Airlines profitieren vom Match der Giganten

Von Helmut Dité

Analysen

Sogar der Erzrivale schickte Blumen: "Heute ist ein großer Tag der Luftfahrtgeschichte", schrieb Airbus-Chef Louis Gallois an Boeing-Chef James McNerney. "Denn immer, wenn ein solcher Meilenstein in unserer Branche erreicht wird, spiegelt er die harte Arbeit engagierter Menschen wider, die vom Wunder des Fliegens beflügelt werden. Auch wenn Airbus morgen mit hartem Wettbewerb zum Geschäft zurückkehrt: Heute ist Boeings Tag - der Tag, die 787 zu feiern."


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Gallois war zwar noch nicht Airbus-Chef, als vor zweieinhalb Jahren in Toulouse ein ähnlicher Meilenstein der Luftfahrtgeschichte gefeiert wurde - das "Roll out" des weltgrößten Passagierflugzeugs Airbus A 380, mit dem die Europäer die Amerikaner an der Branchenspitze übertrumpften. Aber er weiß genau, dass die Mühen erst nach dem Fest wirklich beginnen. Denn auch der Airbus-Superjumbo wird als Revolution im Flugzeugbau gepriesen - sparsamer, leiser, komfortabler. Aber er kommt erst mit zwei Jahren Verspätung zum ersten Kunden - teure Probleme mit der über ganz Europa verstreuten Produktion bremsten die Einführung.

Jetzt führt Boeing sogar eine über die ganze Welt verstreute Produktion ein. Erstmals im Flugzeugbau werden mehr als drei Viertel aller Teile - darunter ganze Rumpfsektionen von Partnerfirmen in Italien und Japan - "just in time" in die Montagehalle nach Everett bei Seattle geliefert. Dort soll dann alle drei Tage eine "787", montiert aus Teilen von mehr als 70 Zulieferern - darunter übrigens auch vier aus Österreich -, aus der Halle rollen. Mindestens 2000 Stück will Boeing binnen 20 Jahren verkaufen - und damit die Europäer, die seit drei Jahren gemessen an der Zahl der ausgelieferten Flugzeuge klar die Nummer eins des Weltmarkts sind, wieder übertrumpfen.

Schon im Mai 2008 soll der erste "Dreamliner" für den Kunden All Nippon Airways" starten. Boeing-Chef McNerney weiß nach der sieben Wochen dauernden Montage des ersten Flugzeugs, dass "die nächsten Wochen und Monate aufregend und mit harter Arbeit gefüllt" sein werden.

Trotz allem wird auch heuer Airbus wieder mehr Flugzeuge ausliefern: 231 waren es im ersten Halbjahr bei den Europäern, 220 bei Boeing. Und auch bei den Bestellungen holt Airbus kräftig auf: 680 waren es im Halbjahr, über 900 sollen es im ganzen Jahr werden, etwa gleich viel wie beim US-Konkurrenten.

Die großen Nutznießer dieses Zweikampfs der Giganten aber sind die Fluglinien: Bessere, sparsamere Flugzeuge kommen zu Kampfpreisen. Österreichs AUA will noch heuer entscheiden, wer die ab 2013 benötigten neuen Langstreckenmaschinen liefern darf. Die meisten großen Fluglinien setzen übrigens bewusst auf beide Hersteller, statt die Flotten ganz zu vereinheitlichen und dann von einem Lieferanten abhängig zu sein.