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Böhler holt sich frisches Geld

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Der heimische Edelstahl-Konzern Böhler-Uddeholm (BU) startet am Donnerstag mit seiner Kapitalerhöhung. Durch die Ausgabe neuer Aktien sollen 200 Mio. Euro frisches Geld in die Kassen gespült werden. Der Konzern will damit seine Einkaufstour in Europa und Übersee sowie den Abbau von Schulden finanzieren. Der Kernaktionär des Konzerns, die Fries-Gruppe, hat bereits angekündigt, nicht mitziehen zu wollen.


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Die Gruppe um den Badener Rechtsanwalt Rudolf Fries, die derzeit 25,7% an der BU-Industrieholding hält, will keine neuen Aktien zeichnen. Damit wird der Anteil der Gruppe auf 21% sinken. Begründet wird dies mit einer früheren Aussage der Übernahmekommission, wonach ein Mitziehen bei der Kapitalerhöhung zu einem passiven Kontrollwechsel und Sanktionen gegen den Kernaktionär führen könnte. Der Streubesitz der Böhler-Uddeholm AG wird sich somit von 70,3 auf rund 79% erhöhen.

Zwar hatte die Übernahmekommission erst Anfang Mai Entwarnung für die Großinvestoren gegeben, sofern die Zeichnung junger Aktien nicht zu einer Vergrößerung der Beteiligung führt, doch diese trauen dem Frieden nicht. Denn nach dem Ausstieg der ÖIAG war die Fries-Gruppe in die Schusslinie der Übernahmekommission geraten. Es drohte das Damoklesschwert eines teuren Pflichtangebotes an die Kleinaktionäre. Die Fries-Gruppe will daher Gewissheit. In einem an Journalisten verteilten Papier wird der Verzicht abermals mit der drohenden Konsequenz gerechtfertigt. Die Investoren um Fries wollen aber weiterhin Kernaktionär bleiben. Laut Böhler-Chef Claus Raidl will die Gruppe ihren Anteil erst dann erhöhen, wenn dies ohne rechtliches Risiko möglich ist. Fries hat gegen den Bescheid der Übernahmekommission Anfang April beim Verfassungsgericht berufen.

Als Konsequenz dieses Konfliktes zwischen Übernahmekommission und Fries-Gruppe hatte erst vergangene Woche der Vorsitzende der Übernahmekommission, Peter Doralt, der auch im Aufsichtsrat von Böhler-Uddeholm gesessen war, sein Aufsichtsratmandat zurückgelegt. Doralt begründete seinen Schritt mit Auffassungsunterschieden im Aufsichtsrat.

Im Zuge der Kapitalerhöhung kommen 1,75 Mio. junge Aktien auf den Markt, weitere 451.900 Aktien werden im Rahmen einer Privatplatzierung zum Kauf angeboten. Böhler will mit dem Geld auf Einkaufstour gehen. Als erstes soll die Übernahme der deutschen Buderus Edelstahl AG finanziert werden. Dies ist mit weniger als 200 Mio. Euro der größte Deal in der Konzerngeschichte. Weiters gibt es Verhandlungen über den Kauf eines Schweißtechnik-Unternehmens. Andere Akquisitionen sollen folgen.

Zeitgerecht zur Kapitalerhöhung will Böhler seine Unternehmensziele nach oben verbessern. Das Unternehmen will im Umsatz um 5 bis 8% im Jahr wachsen, so Raidl, das sei deutlich mehr als der Markt.