Nicht nur der heimische Edelstahlkonzern Böhler-Uddeholm, der am Freitag seine vorläufige Bilanz 2004 vorgestellt hat, profitiert vom derzeitigen Stahlboom, der vor allem durch die starke Nachfrage aus China ausgelöst wurde. Auch andere große Stahlkonzerne segeln weiter auf Erfolgskurs.
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Der weltgrößte Stahlkonzern Arcelor konnte sein Ergebnis im abgelaufenen Jahr deutlich steigern. Der Umsatz kletterte wegen der Stahlpreisverteuerungen um 16,4% auf 30,18 Mrd. Euro. Der Überschuss erhöhte sich gar von 257 Mio. Euro auf sagenhafte 2,314 Mrd. Euro, und der operative Gewinn verdreifachte sich auf 3,19 Mrd. Euro.
Das größte Wachstum von Arcelor wird in China und Brasilien angepeilt. Einsteigen will Arcelor zudem in Indien, weil sich der Konzern eine ähnlich starke Entwicklung wie in China erhofft. Auch in Russland und in der Ukraine gebe es großes Potenzial. Konzern-Chef Guy Dolle rechnet damit, dass sich der Stahlsektor in den nächsten fünf bis zehn Jahren rasant verdichtet und nur noch fünf Weltkonzerne mit jeweils 100 Millionen Tonnen Stahl Jahresproduktion übrig bleiben.
Ebenso gut geht es dem deutschen Stahlkonzern ThyssenKrupp. Das Quartalsergebnis konnte vervierfacht werden. Da erstaunt auch der Rekordwert von Böhler-Uddeholm nicht. Der Umsatz stieg im Vorjahr um 29%, der Gewinn vor Zinsen und Steuern gar um 69%. Die Dividende soll von 2,50 auf 4,40 Euro pro Aktie angehoben werden. Diese Ausschüttung wird der Hauptversammlung am 10. Mai vorgeschlagen.
Die Stahlpreise werden auch heuer weiter steigen
Und die Stahlpreise werden weiterhin steigen. Sowohl Arcelor wie ThyssenKrupp haben für 2005 weitere Erhöhungen angekündigt. Die Kunden werden es bezahlen, denn die Nachfrage ist höher als das Angebot. Arcelor will bei neuen Verträgen einen Aufschlag von 20% durchsetzen. Thyssen denkt an einen Preissprung schon im April. Jene Branchen, die auf das veredelte Eisen angewiesen sind wie die Bauwirtschaft, ächzen unter der zunehmenden Kostenlast. Sie müssen noch lange auf Entspannung warten, denn ein Ende des Booms ist derzeit nicht in Sicht.
So geht auch Böhler davon aus, dass dieses Jahr mindestens ebenso erfolgreich wird wie das vergangene. Das Unternehmen verfügt über einen gut gefüllten Auftragspolster und verspürt kräftigen Rückenwind durch die Konjunktur. Im Jänner und Februar sei das Geschäft weiterhin "sehr gut gelaufen", so ein Konzern-Sprecher.
Begründet wurden die deutlichen Zuwächse im Vorjahr bei Umsatz und Ergebnis vor allem mit dem Kauf des brasilianischen Villares Metals, bei der Ex-Voest-General Franz Struzl im Chefsessel sitzt. Die Übernahme dieses lateinamerikanischen Edelstahlunternehmens wurde im vergangenen März abgeschlossen, daher sind bereits drei Quartale im Konzernergebnis für das Jahr 2004 enthalten. Zusätzlich hat Böhler-Uddeholm sein Vertriebsnetz weiter gestärkt. Damit habe man den Konjunkturaufschwung in allen wesentlichen Kernmärkten voll nützen können.
Buderus-Gruppe im Visier
Nun hat Böhler die deutsche Buderus-Gruppe im Visier. Die zum Bosch-Imperium gehörenden deutschen Edelstahlwerke Buderus AG produzieren mit 1.600 Mitarbeitern einen Umsatz von 334 Millionen Euro. Sollte der Deal gelingen, würde der österreichische Großkonzern um rund ein Fünftel wachsen. Wie die derzeit laufenden Verhandlungen ausgehen werden, ist derzeit nicht absehbar. Der Kaufpreis wird auf 125 Mio. Euro eingeschätzt.