Jahresüberschuss mehr als verdoppelt. | 35% mehr Aufträge in den Büchern. | Wien. Wie die meisten seiner Top-Management-Kollegen in den vergangenen Wochen präsentierte nun auch Böhler-Uddeholm-Vorstandschef Claus Raidl Rekordgewinne für das heurige Jahr. Nach dem "besten Halbjahr in der Unternehmensgeschichte" des Edelstahlkonzerns - der Jahresüberschuss stieg um 111% auf 88,6 Mio. Euro - hofft Raidl für die Mitte September startende Herbstlohnrunde dennoch auf "maßvolle" Forderungen der Gewerkschaften.
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Er hat zwar Verständnis dafür, dass angesichts der Rekordbilanzen der großen österreichischen Unternehmen nun auch eine kräftige Anhebung der Löhne gefordert wird, um - "volkswirtschaftlich durchaus wünschenswert" - die Kaufkraft zu stärken: "Es muss nicht alles nur den Aktionären zu Gute kommen". Aber - "die Volkswirtschaftslehre ist halt keine der exakten Wissenschaften" - wenn die "maßvolle Lohnpolitik der vergangenen Jahre" nicht fortgesetzt wird, dann erhöht das den Abwanderungsdruck für die Unternehmen in Österreich und führt zum Abbau von Arbeitsplätzen - mit entsprechend negativen Folgen für die Kaufkraft im Land.
Betriebswirtschaftlich ist Böhler-Uddeholm auf dem Weg zu einem weiteren Rekordergebnis: Im Gesamtjahr 2005 will der börsenotierte Edelstahlerzeuger nach einem starken ersten Semester den Umsatz auf 2,5 Mrd. Euro und den operativen Gewinn (Ebit) auf 280 Mio. Euro kräftig anheben.
Größere Akquisitionen hat der "global gut aufgestellte" österreichische Großkonzern nach der Übernahme der deutschen Buderus Edelstahl im Frühjahr und der Akquisition der schwedischen Schweißtechnikfirma Avesta Welding im Juli "aktuell "nicht in der Pipeline", so Raidl.
Arbeitsschwerpunkt im zweiten Halbjahr werde sein, die bereits gestartete Integration von Buderus in den Konzern weiter voranzutreiben. Die größte Akquisition in der Geschichte von Böhler-Uddeholm beschäftigt rund 1.700 Mitarbeiter und setzte zuletzt 405 Mio. Euro um.
Bei Avesta Welding (36 Mio. Euro Umsatz und 160 Mitarbeiter) erwartet Raidl die Zustimmung der Kartellbehörden im Oktober.
An Investitionen sind heuer laut Finanzvorstand Horst Königslehner 130 bis 140 Mio. Euro geplant. 50 Mio. davon fließen in ein neues Walzwerk des 2004 übernommenen brasilianischen Spezialstahlerzeugers Villares Metals, bis zu 30 Mio. in den steirischen Hauptstandort Kapfenberg und bis zu 10 Mio. in den vielversprechenden Wachstumsmarkt China.
Bald ein Drittel Umsatz im "Emerging Markets"
Weitere Expansionspläne hat Böhler-Uddeholm auch für die Märkte in Südostasien und Osteuropa, der Anteil der Emerging Markets am Konzernumsatz soll von zuletzt 27% bald auf ein Drittel steigen.
In den ersten sechs Monaten 2005 hat Böhler-Uddeholm laut Raidl von einer "soliden, guten Nachfrage in allen Kernmärkten" profitiert, vor allem im Energie- und Flugzeugbausektor. Der Auftragseingang stieg gegenüber der Vorjahresperiode um 35% auf 1,04 Mrd. Euro. Der Umsatz stieg um 31% auf 1,19 Mrd. Euro - nur mehr 5,3% davon entfallen auf den österreichischen Markt. Vor allem dank des geringeren KöSt-Satzes in Österreich konnte der Periodenüberschuss um 111% auf 88,6 Mio. Euro mehr als verdoppelt werden - gut zehn Mio. Euro weniger Steuern wurden abgeführt. Man werde seinen "Ruf als attraktiver Dividendenzahler durchaus beibehalten" und demnach auch für heuer 40 bis 50% des Jahresüberschusses ausschütten - 2004 waren es 4,40 Euro je Aktie.
Aber auch die weltweit an die 13.800 Mitarbeiter bekommen ihren Gewinnanteil - je nach Ergebnis der einzelnen GesmbHs - in Form einer Erfolgsprämie, die heuer bis zu 1300 Euro ausmachen sollte.
Dass 2005 die Rekordbilanz des Jahres 2004 deutlich übertroffen werden wird, zeichnet sich ab. Ob es auch 2006 in dieser Tonart weitergeht, sei derzeit schwer einzuschätzen, meint Raidl - "schließlich habe ich keine Kristallkugel vor mir auf dem Tisch". Die Energiekosten und die Währungsrelationen - "die ständige Aufwertung des brasilianischen Real macht uns durchaus Probleme¨- sieht er als größte Risken. "Aber ich bin niemals pessimistisch". Das ehrgeizige Ziel: "Wir wollen pro Jahr jeweils um 5% bis 8% wachsen".