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Bolivien: Präsident Mesa zurückgetreten

Von WZ Online

Politik

Nach wochenlangen Protesten zehntausender Menschen in La Paz hat der bolivianische Präsident Carlos Mesa am Montagabend seinen Rücktritt erklärt. Er berief für diesen Dienstag einen außerordentlichen Kongress ein, der über die weiteren Maßnahmen befinden sollte. Er selbst werde im Amt bleiben, bis ein Nachfolger gewählt sei, betonte Mesa in einer Fernsehansprache an die Nation.


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"Ich bleibe aber Präsident, bis der Kongress eine Entscheidung trifft und die Zukunft des Landes neu definiert", so Mesa. Er wolle nicht, dass die Bürger in diesen Stunden befürchten müssten, es gebe keinen Präsidenten. Er habe jedenfalls nicht vor, nach Miami oder nach Washington zu weichen.

Rund 80.000 Demonstranten hatten den Präsidentenpalast belagert und die Verstaatlichung der Erdöl- und Erdgasindustrie gefordert. Bolivien befindet sich wegen des erbitterten Konflikts um seine Rohstoffreserven seit Monaten in einer schweren Krise. Die Proteste hatten sich an dem Machtkampf zwischen reichen und armen Provinzen Boliviens um die Nutzung von Erdgasvorkommen entzündet. Nachdem Bemühungen des Parlaments gescheitert waren, eine Einigung herbeizuführen, hatte Mesa Ende vergangener Woche ein Referendum über die Autonomie der Provinzen angesetzt.

Bolivien verfügt nach Venezuela über die zweitgrößten Gasreserven Südamerikas und ist zugleich das ärmste Land des Kontinents. Der Staat ist gespalten zwischen den reichen Regionen mit ihren Rohstoffvorkommen und erfolgreicher Vieh- und Landwirtschaft sowie den fünf armen Andenregionen.